17.01.2022
Zahl gefälschter Corona-Impfnachweise nimmt zu

Berlin (epd). In nahezu allen Bundesländern registrieren die Behörden eine zunehmende Zahl gefälschter Corona-Impfnachweise.

Wie eine Umfrage des Evangelischen Pressedienstes (epd) unter den Ministerien, Landeskriminalämtern oder Polizeibehörden ergab, stieg die Zahl aufgedeckter Fälle zum Ende des vergangenen Jahres teilweise rapide an. In Bayern wurden etwa im Oktober 2021 rund 340 Fälle gezählt, im Dezember mehr als 1.900. In Nordrhein-Westfalen stieg die Zahl ebenfalls kontinuierlich auf mehr als 1.200 Fälle im Dezember. Einzig in Brandenburg sank die Zahl im Dezember auf 72 Fälle, bis November war sie dort aber ebenfalls gestiegen.

Die Anzahl der Fälle variiert stark je nach Bundesland zwischen mehreren Dutzend oder mehreren Tausend Fällen im gesamten Jahr 2021. Die Gesamtzahl dürfte mindestens bei bis zu 20.000 Straftaten bundesweit liegen, wobei einige Länder keine konkreten Daten, sondern lediglich etwa Fälle „im unteren vierstelligen Bereich“ melden. Hinzu kommen nicht entdeckte Fälschungen. Das tatsächliche Ausmaß der insgesamt im Umlauf befindlichen gefälschten Impfausweise könne nicht seriös beziffert werden, erklärte die Polizei in Berlin.

Der Bundestag hatte im November auf Drängen insbesondere der Justizminister der Länder mit einer Gesetzesänderung klargestellt, dass die Fälschung eines Impfnachweises genauso strafbar ist wie die anderer Gesundheitszeugnisse. Zu Verurteilungen ist es seitdem wahrscheinlich aber noch nicht gekommen. Dazu sei noch zu wenig Zeit vergangen, hieß es unter anderem aus Niedersachsen, Bremen und Berlin. Viele Ermittlungsverfahren würden derzeit laufen, teilte das Landeskriminalamt Rheinland-Pfalz mit.

Gefälschte Impfpässe fallen laut Ergebnissen der Länderumfrage meist in Apotheken auf, wenn versucht wird, ein digitales Impfzertifikat zu erhalten. „Täglich werden in den Apotheken gefälschte Impfnachweise vorgezeigt, um an ein digitales Zertifikat zu kommen“, teilten das Landeskriminalamt Baden-Württemberg und der Landesapothekerverband Mitte Dezember mit.

Aus Schleswig-Holstein hieß es, dass auch Arbeitgeber Fälschungen melden oder falsche Nachweise bei Kontrollen durch Polizei und Ordnungsamt auffallen. Die Berliner Polizei berichtete über zahlreiche anonyme Hinweise. In Mecklenburg-Vorpommern flogen Fälscher nach Angaben des dortigen Innenministeriums auch durch Ärzte oder Hinweise einer Stempel- oder Druckfirma auf.

Falsche Zertifikate werden nach Angaben der Polizei in der Hauptstadt oft über Messengerdienste oder sogar „eBay“-Kleinanzeigen angeboten. Dabei würden Preise zwischen 50 und 350 Euro aufgerufen, wobei digitale Impfnachweise „teurer“ seien als gefälschte Impfbücher.


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