27.12.2019
Bischöfe rufen an Weihnachten zu mehr Zusammenhalt auf

Frankfurt a.M./Rom/Erfurt (epd). Die Kirchen haben an Weihnachten zu einem neuen gesellschaftlichen Miteinander aufgerufen. Egoismus als Lebensprinzip zerstöre die Gesellschaft, sagte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, am Mittwoch in der Münchner Matthäuskirche.

Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, ermahnte an Heiligabend die Menschen zu tätiger Solidarität. Papst Franziskus verlangte mehr weltweite humanitäre Hilfen für Flüchtlinge.

Papst Franziskus spendete am Mittwoch auf dem Petersplatz in Rom den traditionellen Segen "Urbi et orbi" (der Stadt und dem Erdkreis). In seiner Weihnachtsbotschaft beklagte er vor Zehntausenden Pilgern Kriege und Konflikte weltweit als Fluchtursachen. Ungerechtigkeit zwinge die Menschen dazu, Wüsten und Meere zu überqueren, "die zu Friedhöfen werden". Unter Anspielung auf die Lage in Libyen beklagte der Papst, Flüchtlinge seien gezwungen, "unsagbare Misshandlungen, Knechtschaft und Folter in unmenschlichen Lagern zu ertragen".

Der Papst prangerte auch die Abschottungspolitik zahlreicher Länder etwa in Europa an. Menschen, die zur Flucht gezwungen seien, stießen dort auf "Mauern der Gleichgültigkeit".

Der EKD-Migrationsexperte Manfred Rekowski beklagte einen weitgehenden Stillstand der EU-Migrations- und Flüchtlingspolitik. Es gebe nach wie vor keine substanziellen Fortschritte, sagte der Präses der rheinischen Kirche dem Evangelischen Pressedienst (epd). In Griechenland sei die humanitäre Situation besonders der minderjährigen Flüchtlinge ausgesprochen schwierig. "Sie erfordert wirksame humanitäre Sofortmaßnahmen", sagte der Theologe.

Der EKD-Ratsvorsitzende und bayerische Landesbischof Bedford-Strohm warnte an ersten Weihnachtstag vor einer "Kultur der Anprangerung, Empörung und Abwertung in den sozialen Medien". Ein Leben in Achtung und Respekt sei das viel bessere Leben. Er rief in München zudem auf zu einem neuen Lebensstil im Einklang mit der Natur.

Leitende Theologen würdigten auch den Einsatz der "Fridays for Future"-Bewegung. Der hannoversche Landesbischof Ralf Meister sagte in der Marktkirche in Hannover: "Niemals zuvor hat diese Welt eine Bewegung junger Erwachsener erlebt wie im vergangenen Jahr." In der Frage "wie wollen wir eigentlich morgen leben?" stecke auch die Frage nach Gott, sagte der evangelische Bischof.

Der katholische Bischof von Erfurt, Ulrich Neymeyr, rief zu einem verantwortungsvollen Lebensstil auf. "Je mehr Freiheiten wir haben, desto größer wird unsere Verantwortung für das, was wir tun und lassen", sagte Neymeyr am ersten Weihnachtstag im Erfurter Dom.

Der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck warb für eine ökologische Umkehr und einen neuen, umweltfreundlichen Lebensstil. Der Hildesheimer katholische Bischof Heiner Wilmer rief in einem ZDF-Fernsehgottesdienst am ersten Weihnachtstag dazu auf, Verantwortung in der Gesellschaft zu übernehmen.

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