20.09.2019
Bunter Zug demonstriert in Erfurt für besseren Klimaschutz | Größte Klima-Demo in Berlin

Erfurt (epd). In Erfurt haben sich am Freitag über 1.000 Menschen am Klimastreik von "Fridays for Future" beteiligt. Nach einer Kundgebung auf dem Anger machte sich ein bunter Demonstrationszug auf den Weg durch die Innenstadt, der auch vor der Staatskanzlei stoppte.

Insgesamt nahmen an den Protesten für einen besseren Schutz der Umwelt und des Klimas mehr Erwachsene teil als bei den inzwischen traditionellen Schülerprotesten. In Thüringen war der Weltkindertag 2019 zum ersten Mal ein arbeitsfreier Feiertag.

Auch die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland (EKM) hatte zur Teilnahme am Klimastreik aufgerufen. Vielerorts läuteten ab fünf vor zwölf Uhr die Kirchenglocken, zudem hatten Gemeinden zu Friedensgebeten und Andachten eingeladen. Im Erfurter Demonstrationszug waren auch Banner von "Churches for Future" zu sehen. Zu den bekannten Christen auf der Kundgebung zählte zum Beispiel die Präsidentin des Landeskirchenamtes, Brigitte Andrae. Auch die Chefs der Landtagsfraktionen der Grünen schlossen sich nach ihrer Konferenz in Erfurt den Demonstranten an.

Zur Teilnahme hatte auch Landesbischof Friedrich Kramer aufgerufen. "Für uns Christen ist es eine wichtige Aufgabe, Gottes Schöpfung zu bewahren. Dies hat schon in den 80 Jahren im 'konziliaren Prozess' für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung eine zentrale Rolle gespielt", erklärte Kramer. Er finde es gut, dass jetzt auch die Erwachsenen an den Demonstrationen teilnehmen würden. Es reiche nicht, von den Politikern Lösungen zu erwarten, "sondern jeder von uns ist gefordert, einen umweltverträglichen Lebensstil zu führen", betonte er.

Größte Klima-Demo in Berlin

Berlin (epd). So viele Menschen waren es noch nie an einem Freitag in diesem Jahr: Dem von "Fridays for Future" weltweit ausgerufenem Klimastreik sind in Berlin nach Angaben der Veranstalter insgesamt rund 270.000 Menschen gefolgt. Stundenlang zog sich ein Demonstrationszug durch das Regierungsviertel, während zeitgleich die Bundesregierung ihr Maßnahmepaket gegen den Klimawandel präsentierte. Die Polizei sprach am späten Nachmittag allerdings von rund 100.000 Teilnehmern und einem friedlichen Verlauf. Zur Begleitung der diversen Aktionen waren insgesamt 600 Polizisten im Einsatz.

Die Berliner Demonstration von "Fridays for Future" dürfte laut Veranstalter bundesweit die größte ihrer Art am Freitag gewesen sein. Nicht nur Schüler und Studenten, sondern vom Säugling bis zu alten Menschen, Geschäftsleute und Eltern beteiligten sich an dem Aufzug. "Fridays for Future" sprach von einem historischen Augenblick.

"Fridays for Future" fordert die Einhaltung der Pariser Klimaziele und damit die Begrenzung der Erderwärmung auf unter 1,5 Prozent gegenüber dem vorindustriellen Zeitalter. Dazu gehört ein rascherer Kohleausstieg sowie eine CO2-Bepreisung.

Bereits am Vormittag hatten Klimaaktivisten und eine Radfahrer-Demonstration für zeitweilige Unterbrechungen des Straßenverkehrs an Brücken und Kreisverkehren gesorgt. Weitere Blockaden hatte das Bündnis "Ungehorsam für Alle" für den Nachmittag angekündigt. Im Anschluss an die große Demonstration von "Fridays for Future" startete vom Potsdamer Platz dann ein Rave-Aufzug mit Musik zum Alexanderplatz unter dem Motto "No Future No Dancefloor". Organisiert wurde der Umzug von einem Bündnis von Clubbetreibern und Kreativen. Auf der Spree war eine Bootsdemonstration ins Regierungsviertel geplant.

Rund 700 Unternehmer und deren Mitarbeiter folgten am Vormittag dem Aufruf von "Entrepreneurs for Future" und zogen vom Bundesfinanzministerium zum Brandenburger Tor. Wegen der zahlreichen Veranstaltungen war in Berlin-Mitte auch der öffentliche Nahverkehr zeitweilig lahmgelegt.

Die zeitgleich zu der laufenden Großdemonstration veröffentlichten Beschlüsse der großen Koalition zum Klimaschutz wurden von "Fridays for Future" und Umweltverbänden scharf kritisiert. Die von Schülern und Studenten getragene Klimabewegung "Fridays for Future" erklärte bei Twitter, es sei ein "schlechter Witz", wenn die Bundesregierung die Bewegung lobe und "uns dann Entscheidungen verkaufen möchte, mit denen unsere Zukunft weiter mit Füßen getreten wird". In dem Kurznachrichtendienst machten junge Menschen unter dem Hashtag "#NotMyKlimapaket" ihrer Enttäuschung Luft.

Auf Kritik stößt bei Umweltorganisationen vor allem der Preis für die geplanten Emmissionszertifikate. Eine Tonne CO2 soll dem Eckpunktepapier zufolge 2021 mit zehn Euro bepreist werden. Der Preis soll kontinuierlich steigen auf 35 Euro im Jahr 2025. Das sei lächerlich niedrig, erklärte der BUND-Geschäftsführer Hubert Weiger. Absurd sei, dass die "ohnehin geringen Kostensteigerungen" durch eine Anhebung der Pendlerpauschale ausgeglichen werden sollen, urteilte die Deutsche Umwelthilfe.

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