01.03.2019
Eisenacher Lutherhaus plant Sonderausstellung zu "Entjudungsinstitut"

Eisenach (epd). Das Eisenacher Lutherhaus zeigt 80 Jahre nach dessen Gründung eine Sonderausstellung zu dem berüchtigten "Entjudungsinstitut" der Wartburgstadt. Sie soll am 19. September gemeinsam mit der fünften Auflage des jüdischen Festivals für interkulturellen und religionsübergreifenden Dialog "Achava" in Thüringen eröffnet werden, kündigte der Direktor des Lutherhauses, Jochen Birkenmeier, am Donnerstag in Eisenach an.

Zudem stehe das Institut vom 18. bis 20. September im Zentrum einer wissenschaftlichen Tagung, die unter anderem von der Jenaer Schiller-Universität mitgetragen wird, so der Museumschef.

Mit dem Dreiklang aus Sonderausstellung, Tagung und jüdisch-christlichen Begegnungstagen wolle man das dunkle Kapitel der Kirchengeschichte einer breiten Öffentlichkeit fundiert und kritisch vermitteln. Zudem kündigte Birkenmeier ein Mahnmal an, das in der Nähe des früheren Institutsgebäudes aufgestellt werden soll. Unter der Überschrift "Mit Judenhass vergiftet - Versuch einer Entgiftung im Protestantismus" würden zudem die Ergebnisse eines Kunst- Wettbewerbs präsentiert.

Die Sonderausstellung, die mindestens bis 2021 zu sehen sein soll, wird nach Angaben des Lutherhauses neben der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM) auch von Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) unterstützt. Ihr Haus hatte bereits im vergangenen Jahr für die Projekte zur Aufarbeitung der Geschichte um das kirchliche Institut 250.000 Euro zugesagt.

Das Eisenacher "Institut zur Erforschung und Beseitigung des jüdischen Einflusses auf das deutsche kirchliche Leben" - so die korrekte Bezeichnung - war am 4. April 1939 auf Betreiben führender "Deutscher Christen" durch elf evangelische Landeskirchen ins Leben gerufen worden. Die Gründungsfeier fand am 6. Mai 1939 auf der Wartburg statt. Ziel seiner Tätigkeit war unter anderem die Tilgung sämtlicher jüdischer Spuren in der Bibel. So brachte der Arbeitskreis "Volkstestament" bereits 1941 ein "entjudetes" Neues Testament unter dem Titel "Die Botschaft Gottes" heraus. Darin wurde unter anderem Jesus als Arier dargestellt. In einem vom Institut herausgegebenes Gesangbuch finden sich anstelle von Formeln wie "Amen" oder "Halleluja" nur noch "Das walte Gott" oder "Lobe den Herrn".

Das Wirken des Institutes ist auch Thema der 2015 neu eingerichteten und bereits mehrfach ausgezeichneten Dauerausstellung des Lutherhauses. Das Museum, dessen Hauptgebäude Martin Luther (1483-1546) am Ende seiner Schulzeit von 1498 bis 1501 zumindest zeitweise als Unterkunft gedient haben soll, befindet sich in der Trägerschaft der EKM.

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