06.10.2022
Erfurt gedenkt der Proteste vom Oktober 1989
Erfurt (epd). Mit einem Gottesdienst hat der Kirchenkreis Erfurt am Mittwoch an einen wichtigen Meilenstein in der Erfurter Stadtgeschichte von 1989 erinnert.
Den Gottesdienst in der Kaufmannskirche der Thüringer Landeshauptstadt gestalteten der Regionalbischof der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM), Tobias Schüfer, gemeinsam mit Senior Matthias Rein vom Kirchenkreis Erfurt und Vikarin Julia Braband sowie Schülern und Schülerinnen des Evangelischen Ratsgymnasiums Erfurt.
An gleicher Stelle fand am 7. Oktober 1989 ebenfalls ein Gottesdienst statt, der bewusst parallel zu den Feierlichkeiten zum 40. Jahrestag der DDR-Gründung abgehalten wurde. Der Tag vor 33 Jahren sei ein wichtiger Katalysator für den Widerstand gegen das DDR-Regime in Erfurt gewesen, sagte Vikarin Braband.
Die Bedeutung des damaligen Gottesdienstes liege vor allem im Mut der Teilnehmenden von damals. Die Stasi hatte im Vorfeld deutlich gemacht einzuschreiten, sollte es zu Demonstrationen kommen. Trotzdem ergriffen nach dem Gottesdienst zahlreiche Menschen das Mikrofon und forderten öffentlich ihre Grundrechte ein.
Die Predigt hatte damals wie heute das Bibelwort „Jesus Christus spricht: Meine Kraft ist in den Schwachen mächtig“ zum Thema. Nach dem Gottesdienst hatten die Schülerinnen und Schüler Thüringens Ministerpräsidenten Bodo Ramelow (Linke) zum Gespräch geladen. Gemeinsam sei der Frage nachgegangen worden, welche Forderungen von 1989 erfüllt worden seien, sagte Braband: „Etwa die Themen Pflegenotstand oder die Angst vor neofaschistischen Tendenzen in der Gesellschaft sind damals wie heute aktuell.“
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