24.12.2018
Hilfsorganisationen retten 344 Flüchtlinge auf dem Mittelmeer | Präses Rekowski dringt auf Hilfe der EU-Länder

Berlin/Düsseldorf (epd). Auf dem Mittelmeer sind nach Angaben der privaten Seenotretter der Hilfsorganisation Sea-Watch seit Freitag 344 Flüchtlinge vor dem Ertrinken gerettet worden. So habe die "Sea-Watch 3" am Samstag 33 Schiffbrüchige aufgenommen, wie die Seenotretter am Sonntag mitteilten.

Von der Bundesregierung forderte Sea-Watch für die Geretteten eine Lösung noch vor Weihnachten. Der rheinische Präses Manfred Rekowski plädierte am Sonntag für eine kurzfristige humanitäre Lösung.

Am Freitag sind nach Angaben der Seenotretter 311 Schiffbrüchige von der spanischen "Open Arms" gerettet worden. Während die "Open Arms" unterwegs nach Spanien sei, werde der "Sea-Watch 3" nach wie vor ein sicherer Hafen verweigert, erklärte die Hilfsorganisation. Den Geretteten drohe nun, Heiligabend auf dem Mittelmeer verbringen zu müssen, da bislang kein europäischer Staat bereit sei, die Menschen aufzunehmen.

"Wer sich auf christliche Werte beruft, ist jetzt in der Pflicht", betonten die Seenotretter. Aus ihrer Sicht sei eine Lösung für die Schiffbrüchigen "problemlos möglich". Die privaten Seenotretter verwiesen darauf, dass in den vergangenen Monaten allein in Deutschland mehr als 30 Städte und mehrere Bundesländer ihre Bereitschaft erklärt hätten, aus Seenot gerettete Flüchtlinge aufzunehmen.

"Um Folter, Sklaverei und dem Tod in Libyen zu entkommen, bleibt den Menschen nichts anderes übrig, als auch jetzt an Weihnachten die gefährliche Route über das zentrale Mittelmeer auf sich zu nehmen", sagte "Sea-Watch 3"-Einsatzleiter Philipp Hahn. Bei den aktuellen Temperaturen liege die Überlebenschance im Falle eines Schiffbruchs weit unter 24 Stunden. "Wir sind unglaublich froh, dass wir sie noch rechtzeitig gefunden haben", so Hahn. Der Seenotretter beschrieb die aktuelle Situation an Bord als stabil. Spätestens ab Dienstag sei aber mit einer Wetterverschlechterung zu rechnen.

Auch der Präses der Evangelische Kirche im Rheinland, Rekowski, forderte in seinem Präsesblog die Aufnahme der Flüchtlinge. "Hier sind sicher auch Deutschland und andere europäische Länder gefragt", erklärte er. Nach wie vor fehlten tragfähige humanitäre europäische Lösungen in der Flüchtlingspolitik - und das nicht nur zur Weihnachtszeit, kritisierte Rekowski, der auch Vorsitzender der Kammer für Migration und Integration der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ist.

Die "Sea-Watch 3" gehört den Angaben zufolge mit den Suchflugzeugen "Moonbird" und "Colibri" sowie der spanischen "Open Arms" und der deutschen "Sea-Eye 2" zu den derzeit einzigen zivilen Rettungsmitteln auf dem Mittelmeer. Erst seit Ende November ist die "Sea-Watch 3" wieder für Such- und Rettungseinsätze vor der nordafrikanische Küste im Einsatz. Zuvor war das Schiff mehr als drei Monate von maltesischen Behörden am Auslaufen gehindert worden wegen Zweifeln an einer ordnungsgemäßen Eintragung ins Schiffsregister.

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Flüchtlinge   Foto: epd Bild/ Christian Ditsch

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