10.02.2022
Impfpflicht: Diakonie-Chef Stolte in Sorge um Versorgungssicherheit

Weimar (epd). Trotz gestiegener Impfbereitschaft der Mitarbeitenden blickt die Diakonie Mitteldeutschland mit großer Sorge auf das Inkrafttreten der berufsbezogenen Impfpflicht ab dem 16. März.      

Noch seien die Kriterien unbekannt, anhand derer die Gesundheitsämter die Einzelfallentscheidungen treffen wollen, sagte der mitteldeutsche Diakonie-Chef Christoph Stolte der in Weimar erscheinenden Kirchenzeitung „Glaube+Heimat“ (Ausgabe zum 13. Februar). Das mache die große Unsicherheit im Moment aus.

Grundsätzlich habe sich die Impfquote in den Einrichtungen in den vergangenen Wochen deutlich erhöht. Sie liegt Stoltes Angaben zufolge zwischen 82 und 95 Prozent. Auch erhoffe sich die Diakonie von der Bereitstellung des sogenannten Totimpfstoffs Novavax Ende Februar eine weitere Welle der Impfbereitschaft. Dennoch sei zu befürchten, dass Mitarbeitende, denen ein Betretungs- und Beschäftigungsverbot ausgesprochen würde, sich von ihrem Beruf abwenden.

Das wäre bitter, meinte Stolte, insbesondere in Anbetracht des bereits bestehenden Fachkräftemangels in der Pflege. „Wir können uns das gar nicht leisten, dass sich Menschen jetzt beruflich umorientieren“, erklärte der Diakonie-Vorstandsvorsitzende.

Von den örtlichen Gesundheitsbehörden werde erwartet, dass die Versorgungssicherheit einen wesentlichen Aspekt ihrer Beurteilung bilde. „Sowohl in der stationären wie in der häuslichen Pflege darf niemand im Stich gelassen werden“, forderte Stolte. Den Einrichtungen müsse, wenn Tätigkeitsverbote ausgesprochen werden, zudem genügend Zeit bleiben, um darauf zu reagieren zu können.

Diakonie-Präsident Lilie kritisiert geplante Ausnahmen von Impfplicht

Berlin (epd). Diakonie-Präsident Ulrich Lilie hat die bayerische Ankündigung zur Aussetzung der Corona-Impfpflicht für Beschäftigte im Gesundheitswesen kritisiert. „Das ist ein unabgestimmter Schuss aus der Hüfte, der politisch im Moment wirklich das falsche Signal ist“, sagte Lilie der „Berliner Zeitung“ (Mittwoch). Ein solcher Alleingang trage nur zur Verwirrung bei. Überdies werde die Akzeptanz von demokratisch beschlossenen Regeln untergraben, denen der Bundesrat inklusive Bayern einstimmig zugestimmt hat.

Auf drohende weitere personelle Engpässe in der Pflege müsse mit Lösungen reagiert werden „anstatt alles mit einem Handstreich vom Tisch zu wischen“, sagte der Diakonie-Präsident. Die Vorbereitung auf die Impflicht in zahlreichen Einrichtungen werde damit infrage gestellt: „Verlässliche Politik sieht anders aus.“

Im Hinblick auf Kritik von CDU und CSU an der Corona-Politik der Ampel-Koalition betonte Lilie: „Ich glaube, wir brauchen jetzt keine Opposition der rauchenden Colts.“ Nötig sei vielmehr ein verantwortungsvoller Schulterschluss aller Demokraten, die Verantwortung dafür übernehmen, dass die kritische Infrastruktur funktioniert.

Alle Argumente für eine schrittweise Öffnung sollten sich laut Lilie daran orientieren, dass diese „nicht zerbricht“. Der Diakonie-Präsident warnte davor, aus Gefallsucht oder mit dem Argument, der Freiheit zu dienen, schnell und vorzeitig zu öffnen: „Damit wird das Kind mit dem Bade ausgeschüttet und das könnte desaströs enden.“ Es gelte vielmehr, mit Augenmaß zu handeln.

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Ulrich Lilie  Foto: epd bild/ Heike Lyding

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