21.09.2020
Joachim Liebig bleibt Kirchenpräsident in Anhalt

Zerbst (epd). Kirchenpräsident Joachim Liebig bleibt für weitere sechs Jahre an der Spitze der Evangelischen Landeskirche Anhalts.

Mit großer Mehrheit wählte die Landessynode den 62-Jährigen am Samstag in der Zerbster Kirche St. Trinitatis erneut zum Kirchenpräsidenten. Auf der zweitägigen außerplanmäßigen Tagung befassten sich die Synodalen zudem mit den Folgen der Corona-Krise auf das kirchliche Leben. Neben Personalfragen muss sich die Landeskirche künftig auch mit finanziellen Schwierigkeiten durch sinkende Kirchenmitgliederzahlen und damit verbundene rückläufige Kirchensteuern auseinandersetzen.

Für die Wiederwahl Liebigs stimmten am Samstag 34 von 36 Synodalen. Es gab eine Enthaltung und eine Nein-Stimme. Für die Wahl hätte eine Stimmenzahl von 20 genügt. Liebig hatte sich als einziges Mitglied des Landeskirchenrates und als einziger Kandidat der Wiederwahl als Leitender Geistlicher der Landeskirche gestellt. Im Anschluss sprach Liebig von einem "wunderbaren Ergebnis" und dankte der Synode für ihr entgegengebrachtes Vertrauen. Dies sei auch ein wichtiges "Zeichen der Einmütigkeit der Synode". Er amtiert als Kirchenpräsident seit Januar 2009. Nun steht seine dritte Amtszeit an.

Die landeskirchliche Dezernentin für die Bereiche Bildung, Gemeindepädagogik und Kirchenmusik, Oberkirchenrätin Ramona Eva Möbius, kandidierte nicht erneut. Ihre Dienstzeit endet damit zum Jahresende. Der Landeskirchenrat ist das administrative Entscheidungsgremium der Landeskirche. Ihm gehören normalerweise drei Mitglieder an. Die dritte Stelle ist nach dem Rücktritt von Rainer Rausch vor zwei Jahren vakant. Mit den ausstehenden Personalien muss sich die nächste Synode im November befassen. Weitere Entscheidungsgremien sind die Landessynode sowie die Kirchenleitung.

Liebig betonte, dass die anhaltische Kirche trotz aller Schwierigkeiten in der Lage sei, auch künftig ihre Funktionalität zu erhalten. Seit mehreren Jahren arbeitet die Landeskirche an Strukturreformen. Dabei arbeiten Mitarbeiter in den Gemeinden in einem sogenannten Verbundsystem zusammen. Den Herausforderungen der Corona-Krise sei man bislang verantwortungsbewusst und angemessen begegnet, so Liebig. Er dankte allen Mitarbeitern in den Gemeinden, Diensten und Werken: "Es war eine extreme Belastung und sie wird es weiterhin bleiben, unter diesen sehr erschwerten Bedingungen kirchliches und diakonisches Leben zu gestalten."

Nun müsse es darum gehen, kirchliches Leben so schnell wie möglich wiederzubeleben. Die Digitalisierung habe sich auch in der Kirche enorm beschleunigt, sagte Liebig, betonte aber: "Kirche lebt wesentlich aus der analogen Begegnung." Das Miteinander im Gottesdienst oder in Gemeindegruppen sei durch kein digitales Format zu ersetzen. Es müsse kritisch geprüft werden, welche digitalen Ergänzungen sinnvoll seien. Zudem müsse es darum gehen, die Menschen in den Regionen zu erreichen.

Die Synode besteht aus 33 von den Ältesten der Kirchenkreise gewählten sowie sechs von der Kirchenleitung berufenen Synodalen und zwei Jugendsynodalen. Mit 29.770 Mitgliedern ist die Landeskirche Anhalts die kleinste evangelische Landeskirche in Deutschland. Die Herbsttagung ist am 20. und 21. November geplant.

Der anhaltische Kirchenpräsident Joachim Liebig

Zerbst (epd). Bereits zwölf Jahre bekleidete Joachim Liebig das Amt des Kirchenpräsidenten der mit 29.770 Mitgliedern kleinsten evangelischen Landeskirche in Deutschland. Nun steht er für weitere sechs Jahre und eine dritte Amtszeit an der Spitze der Evangelischen Landeskirche Anhalts. Liebig wurde am 1. März 1958 in Hildesheim geboren. Ab 1978 studierte er evangelische Theologie an der Kirchlichen Hochschule Bethel (Nordrhein-Westfalen) und in Hamburg. Dem epd sagte er einmal: "Ich wollte immer Pfarrer werden."

Sein Vikariat absolvierte er 1985 bis 1987 in der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Schaumburg-Lippe. 1986 leistete er in der damaligen DDR ein Praktikum in Reinhardtsgrimma im Osterzgebirge. Seine erste Pfarrstelle trat er in der Gemeinde Frille nahe Minden an. Mehr als 20 Jahre arbeitete Liebig in der ländlichen Region als Dorfpfarrer, seine drei Kinder sind dort geboren. Inzwischen ist er auch Großvater, und Anhalt ist ihm zu Heimat geworden. Er engagiert sich in Vereinen und Verbänden, darunter der Anhaltische Heimatbund, der Verein Anhaltische Landschaft oder der Evangelische Presseverband in Mitteldeutschland.

Sein Wechsel nach Sachsen-Anhalt kam für den Niedersachsen damals überraschend. 2007 war er das erste Mal in der Region, in Wörlitz. Die Landschaft begeisterte ihn. Als er kurze Zeit später gefragt wurde, ob er sich das Amt des Kirchenpräsidenten in Anhalt vorstellen könnte, sei dies einer der wenigen Momente gewesen, in denen er sprachlos war. Zwei Kandidaten gab es, mit zwei Stimmen mehr wurde Liebig damals gewählt, er trat sein Amt zum 1. Januar 2009 an.

Noch heute erzählt Liebig gern eine Anekdote seiner ersten Wahl zum Kirchenpräsidenten. Als er auf der Synode die Frage, ob er denn Trabi fahren könne, mit der Gegenfrage: "Welchen denn, den Trabant 500 oder 601?" beantwortete, hatte er zugleich die Frage beantwortet: "Kann das einer von uns werden?". Die Synode bejahte dies, und für Liebig ist es längst Gewissheit geworden.

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