25.11.2020
Kirchen und Freikirchen kritisieren Kreuze auf Corona-Demos | Antisemitismus-Vorwurf an "Querdenker"-Bewegung

Berlin (epd). Interessensvertreter der evangelischen Kirche und der Freikirchen in Deutschland haben gemeinsam die Instrumentalisierung des Kreuz-Symboles auf den Demonstrationen von Gegnern der Corona-Maßnahmen verurteilt.

 "Es macht uns fassungslos", heißt es in einer Kolumne, die am Dienstag auf der Internetseite des Christlichen Medienmagazins "Pro" erschien. Autoren sind die Berliner Beauftragten der Vereinigung Evangelischer Freikirchen und der Deutschen Evangelischen Allianz, Konstantin von Abendroth und Uwe Heimowski, sowie der Referent des Bevollmächtigten der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) am Sitz von Bundesregierung und Bundestag, Joachim Ochel.

Sie beziehen sich auf vielfach geteilte Bilder einer Demonstrantin, die sich bei den Demonstrationen am vergangenen Mittwoch in Berlin mit einem Kruzifix Polizisten gegenübergestellt hat. Sie fordern die Demonstranten auf, "nicht mit dem Kreuz gegen einen Staat", sondern mit Argumenten für bestmögliche Problemlösungen zu kämpfen. "Denn gerade wer auf ein Leben nach dem Tod vertraut, trägt umso mehr die Verantwortung, sich für das Leben der Mitmenschen einzusetzen", heißt es in der Kolumne.

Die drei Autoren vertreten die Interessen ihrer Religionsgemeinschaften gegenüber Regierung und Parlament. Zur EKD gehören knapp 21 Millionen Protestanten in Deutschland. Die Deutsche Evangelische Allianz vertritt die Interessen evangelikal geprägter Christen in Landes- und Freikirchen. In der Vereinigung Evangelischer Freikirchen haben sich die Dachverbände unter anderem von Baptisten, Methodisten und Mennoniten zusammengeschlossen.

Klein wirft "Querdenken"-Bewegung Antisemitismus vor

Berlin (epd). Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, hat Gleichsetzungen aus der "Querdenken"-Bewegung von aktuellen Corona-Beschränkungen mit der Verfolgung von Juden während des Nationalsozialismus scharf kritisiert. "Die zunehmenden Vergleiche von Protestierenden gegen die Corona-Maßnahmen mit Opfern des Nationalsozialismus verhöhnen die tatsächlichen Opfer und relativieren die Schoah", sagte er dem "RedaktionsNetzwerk Deutschland" (Dienstag).

"Der Holocaust ist kein Abziehbild für jedwede Opfergefühle", betonte Klein. Die jüngsten Vorgänge in Hannover und Karlsruhe zeigten vielmehr, wie wichtig Bildung sei. "Wer über Anne Frank und Sophie Scholl gut Bescheid weiß, wird kaum solch krude Verharmlosungen äußern."

Am Samstag hatte eine junge Frau, die sich als "Jana aus Kassel" vorstellte, auf einer "Querdenken"-Bühne in Hannover gesagt: "Ich fühle mich wie Sophie Scholl, da ich seit Monaten aktiv im Widerstand bin, Reden halte, auf Demos gehe, Flyer verteile und auch seit gestern Versammlungen anmelde." Sophie Scholl und ihr Bruder Hans Scholl gehörten zur Widerstandsgruppe "Weiße Rose". Sie wurden 1943 wegen ihres Widerstandes gegen den Nationalsozialismus hingerichtet.

Eine Woche zuvor hatte eine Elfjährige auf einer "Querdenken"-Bühne in Karlsruhe die Tatsache, dass sie ihren Geburtstag nicht wie gewohnt feiern konnte, in Beziehung gesetzt zum Schicksal von Anne Frank, die sich in einem Hinterhaus in Amsterdam vor den Nazis versteckte und später im Konzentrationslager Bergen-Belsen ums Leben kam.

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