04.07.2022
Naumburger Marienaltar hat neu gestaltetes Mittelteil bekommen

Naumburg (epd). Der Naumburger Dom hat wieder einen vollständigen Marienaltar.

Fast 500 Jahre nach dem Verlust der Mariendarstellung in der Mitte des Kunstwerks von Lucas Cranach dem Älteren (1472-1553) wurden die beiden originalen Altarflügel nun durch ein neues Mittelteil sowie einen Sockel ergänzt. Das neue Bild wurde von dem Leipziger Künstler Michael Triegel geschaffen. Das neu zusammengesetzte Kunstwerk soll ab Montag für Besucher zugänglich sein und zunächst bis zum 4. Dezember im Westchor der Kirche gezeigt werden, sagte eine Sprecherin der Vereinigten Domstifter zu Naumburg am Sonntag. Der Dom gehört seit 2018 zum Unesco-Weltkulturerbe.

Am Sonntagabend war im Dom eine ökumenische Vesper zur Einweihung geplant. Damit habe das 2019 initiierte Naumburger Altarprojekt „Triegel trifft Cranach“ seinen erfolgreichen Abschluss gefunden, hieß es. Der Westchor des Doms habe damit seinen liturgischen Mittelpunkt zurückgewonnen.

Auf der Vorderseite der neuen Mitteltafel des Altarbildes ist die Gottesmutter Maria mit Kind umgeben von Heiligen zu sehen. Die dargestellten Persönlichkeiten könnten als im Naumburger Westchor verehrte Heilige, aber auch als gegenwärtige Menschen interpretiert werden, hieß es. Triegel habe die Gruppe zudem um den evangelischen Theologen Dietrich Bonhoeffer (1906-1945) ergänzt, der als Regimegegner und Widerstandskämpfer aus der Bekennenden Kirche im Konzentrationslager Flossenbürg von den Nazis ermordet wurde.

Den Betrachtenden solle mit der Darstellung der Personen verdeutlicht werden, dass das Heilsgeschehen immer auch einen eigenen, persönlichen Bezug habe, der des Engagements des Einzelnen bedürfe, hieß es. Auf der Rückseite des neuen Kunstwerks ist der auferstandene Christus inmitten der Architektur des Westchores des Naumburger Doms zu sehen.

Die Initiative für das Werk sei gewissermaßen von beiden Seiten ausgegangen, sagte die Sprecherin. Im Dom selbst befänden sich bereits Kunstwerke der Leipziger Schule, sodass ein Engagement des dieser Kunstrichtung zuzurechnenden Triegel begrüßt worden sei. Zudem habe der Maler selbst auch starkes Interesse an dem Projekt gehabt.

Ob die künstlerische Symbiose von Cranach und Triegel über die kommenden Monate hinaus eine dauerhafte Zukunft haben wird, müsse noch entschieden werden, hieß es. So seien noch denkmalschutzrechtliche Fragen zu klären, zumal es Überlegungen gebe, den Altar nicht mehr an seinem ursprünglichen Platz im Naumburger Dom aufzustellen.

Der Renaissancekünstler Cranach schuf den dreiflügeligen Altaraufsatz 1519. Die mittlere Tafel des Kunstwerks wurde den Angaben zufolge 1541 im Zuge der Auseinandersetzungen um die Reformation zerstört. Die großformatigen Seitenflügel mit Darstellungen der beiden Stifterbischöfe und verschiedener Heiliger haben die Jahrhunderte überdauert und waren bisher im Domschatzgewölbe des Doms ausgestellt.

Ziel des von den Bischöfen der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland, Friedrich Kramer, und des katholischen Bistums Magdeburg, Gerhard Feige, unterstützten Projekts ist den Angaben zufolge, die spirituelle Anziehungskraft des Doms zu steigern.

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