02.10.2020
Thüringer Themenjahr "Neun Jahrhunderte jüdisches Leben" eröffnet | MDR mit Themenwoche "Jüdisches Leben in Mitteldeutschland"

Erfurt (epd). In Erfurt ist am Donnerstag das Themenjahr "Neun Jahrhunderte jüdisches Leben in Thüringen" eröffnet worden.

Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, sagte am Donnerstag in Erfurt laut vorab veröffentlichtem Redemanuskript: "Neben Bildung, neben Dialog, neben klarem politischen Handeln, neben der Zivilcourage eines jeden Einzelnen ist es auch wichtig, dass die Menschen hier in Deutschland verstehen, dass das Judentum tatsächlich schon seit sehr langer Zeit dieses Land mitgeprägt und zu dem gemacht hat, was es heute ist."

Schuster betonte, Antisemitismus müsse nicht nur mit Worten, auch mit Taten wirksam bekämpft werden. Dies bleibe eine Herkulesaufgabe: "Dieses Land und seine Gesellschaft müssen sich ihr noch viel ernsthafter und energischer stellen, als das bislang schon der Fall war." Er sagte weiter: "Bei diesem Kampf geht es nicht nur um uns Juden. Da geht es auch um unsere Demokratie, unsere Grundrechte, unsere Freiheit als Bürgerinnen und Bürger."

Das Judentum werde in den Schulen und in den Medien sehr häufig im Zusammenhang mit der Schoah thematisiert, sagte Schuster. Aus seiner Sicht wird über das "bereichernde Zusammenleben, über die positiven Seiten des jüdischen Lebens, über seinen Beitrag zur deutschen Geschichte" zu wenig gesprochen.

Im Themenjahr sind über 100 Veranstaltungen im ganzen Land geplant. Es geht auf eine Initiative der beiden großen christlichen Kirchen und der Jüdischen Landesgemeinde zurück und soll in den folgenden zwölf Monaten den Beitrag der Juden für die Kultur und das Leben in der Region wieder sichtbar machen und für die Zukunft bewahren.

MDR sendet Themenwoche "Jüdisches Leben in Mitteldeutschland"

Leipzig (epd). Ein Jahr nach dem antisemitischen Anschlag auf die Synagoge in Halle widmet der Mitteldeutsche Rundfunk (MDR) dem jüdischen Leben in der Region einen Themenschwerpunkt. Von 5. bis 11. Oktober stehen dabei TV-Dokumentationen, Radiofeature, Talkshows und weitere Beiträge auf dem Programm, wie der Sender am Donnerstag in Leipzig ankündigte.

Den Auftakt mache am 5. Oktober die Sendung "MDR um 4" mit mehreren Beiträgen aus Halle, in denen Vertreter der Jüdischen Gemeinde, Zeugen des Anschlags und Menschen zu Wort kommen, die sich gegen Rechtsextremismus engagieren. Weitere Beiträge in Radio und Fernsehen widmen sich in den Folgetagen dem jüdischen Leben in der Vergangenheit und den Folgen des Attentats von Halle. Das Fernsehmagazin "Nah dran" erzählt unter dem Titel "Was heißt hier koscher? Jüdisch leben bei uns" Geschichten aus dem Alltag.

Am Jahrestag des Attentats überträgt der MDR wie auch Das Erste die zentrale Gedenkfeier aus Halle live im Fernsehen. Dazu werden auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, und Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) erwartet.

Am 9. Oktober 2019 hatte der Attentäter Stephan B. am höchsten jüdischen Feiertag Jom Kippur einen Anschlag auf die Synagoge in Halle verübt. Mit Sprengsätzen und Schusswaffen versuchte er, in die abgeschlossene Synagoge zu gelangen, in der sich 52 Gläubige aufhielten. Als dies misslang, erschoss er vor der Synagoge eine Passantin und in einem Döner-Imbiss einen Mann. Seit Ende Juli läuft der Prozess Mordprozess gegen B. vor dem Oberlandesgericht Naumburg.

MDR-Themenwoche online: https://www.mdr.de/religion/juedisches-leben/index.html

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