23.02.2024
Statement zum Fest der Demokratie in Rudolstadt von Pfarrer Martin Krautwurst

 „Vom Eise befreit sind Strom und Bäche
Durch des Frühlings holden, belebenden Blick,
Im Tale grünet Hoffnungsglück."
 

"Überall regt sich Bildung und Streben,
Alles will sie mit Farben beleben;
Doch an Blumen fehlts im Revier,
Sie nimmt geputzte Menschen dafür…“

So erlebe ich heute das schöne Rudolstadt, wie beim Festival: „Im Tale grünet Hoffnungsglück…!“

Schön, dass Sie heute hier sind! Schön, dass Sie hier Farbe bekennen!

Vielfalt und Verschiedenheit machen unser Leben erst: so bunt, so lebendig und so lebenswert!

Wir wollen heute gemeinsam ein Zeichen setzen für: Toleranz, Weltoffenheit und demokratische Werte.

Dafür sind wir heute hier, weil wir unsere Demokratie und unsere Freiheit schützen wollen, schützen müssen!


Meine letzte Ansprache auf einer Demonstration, war zur friedlichen Revolution 1989 vor 35 Jahren in Jena.

Damals stritten und kämpften wir mit dem NEUEN FORUM für demokratische Grundrechte, denn:

Wir wollten Meinungs- und Redefreiheit, Versammlungs- Demonstrations- und Pressefreiheit,

Reisefreiheit und freie Wahlen.


Heute scheint das alles als selbstverständlich, aber unsere Freiheit steht in Gefahr!

Wir müssen diese im Herbst 1989 „gewonnenen Freiheiten“ verteidigen und bewahren …

- für uns und unsere Familien,

- für unsere Kinder und Enkel,

- für die Generationen die nach uns kommen.

Es kann und darf nicht sein, dass wir die Zustände in den „totalitären Systemen“ einer Diktatur vergessen haben.

Bei aller Unzufriedenheit, die bei einigen herrscht, darf sich der Protest nicht gegen unsere demokratische Grundordnung und Freiheit richten.

Wer in diesen Tagen rechte und rechtsradikale Parteien unterstützt und wählt, setzt diese Freiheit aufs Spiel und wird sein „blaues Wunder“ erleben.


Was wir in diesen Tagen in Russland, Belarus, oder wo auch immer erleben, wo „die Diktatur“ herrscht…

…da spüren wir zugleich den „Sargdeckel“ der über diesen Ländern und ihrer Gesellschaft schwebt.

Das wollen wir hier nicht! Und vermutlich auch jene nicht, die aus Verärgerung oder Protest in diesen Zeiten rechte Parteien wählen.


Unsere Demokratie steht für:

„Leben“ und „Lebendigkeit“, für „Farbe“ und „Vielfalt“, für „Mitbestimmung“ und „Mitsprache“.

Lasst uns auch mal die Perspektiven wechseln, um zu verstehen und auch mit jenen ins Gespräch zu kommen, die wir vielleicht schon längst abgeschrieben haben!

Lasst uns miteinander reden!

Auch darüber, was bestimmte Parteien wirklich wollen, damit sich Geschichte nicht wiederholt.

Das „Menschen und Gottesbild“ von Christen verbietet es, rechtsradikale Parteien und menschen-verachtende Politik zu wählen und ihnen eine Stimme zu geben!


Ich bin heute mit unseren Konfirmanden hier, mit Jugendlichen, die auf der Suche nach Orientierung und Wertevorstellungen sind. Ihnen und uns soll bewusst sein, dass es nur miteinander und nie gegeneinander geht.

„Hab den Mut, dich deines Verstandes zu bedienen, sonst wirst du fremd bestimmt!“ (Kant)

Wenn Jesus sagt: „Liebe deinen Nächsten, wie dich selbst…“, dann heißt das übersetzt:
„Die Würde des Menschen ist unantastbar!“

Menschenwürde schließt niemand aus! Nächstenliebe verlangt Klarheit!

„Liebe statt Hass“, „Herz statt Hetze“ heißt es in unserer Kirche.

„Menschlichkeit“ statt „Egoismus“, „Vielfalt“ statt „Einfalt", „Toleranz“ statt „Ignoranz“, „Demokratie“ statt „Diktatur". Dafür gehe ich heute mit Ihnen auf die Straße.  

 Vielen Dank!


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