13.09.2019
Erntedank?

Weltweit produzieren wir immer mehr Nahrung für immer weniger Geld. Aber sind wir auch dankbar für die reiche Ernte?

Auch wenn durch fehlenden Regen einige Bereiche der heimischen Landwirtschaft mit weniger Erträgen leben müssen, geht es uns gesellschaftlich immer noch sehr gut. Wir leben aus großen Vorräten. Der weltweite Handel beschert uns nahezu unendliche Auswahl an Früchten, Haushaltsgeräten und Möbeln. Und selbst, wenn bei dem Überangebot manchmal Sehnsüchte geweckt werden, die man sich nur teilweise erfüllen kann, geht es uns in Deutschland doch eigentlich sehr gut. Und wer in Not gerät, hat immerhin eine Grundsicherung, die - bei aller Kritik an Bürokratie und Berechnungsschlüsseln - jeden vor dem Hungertod bewahrt.

Also haben wir doch allen Grund zum Danken! Danke, für ein Dach über dem Kopf, für Lebensmittel im Kühlschrank und ein Bett in das wir uns nachts legen ohne Angst um das eigene Leben zu haben. Danke Gott oder als Hashtag #DNKGTT! Aber sind wir auch dankbar? Oft erlebe ich, wie Menschen, sich beschweren, dass sie nicht das perfekte Bett haben, dass im Kühlschrank nur Sekt statt Champagner steht oder nur der günstige Flatscreen das Wohnzimmer berieselt. Dabei sind all diese Dinge wunderbare Geschenke, eine reiche Ernte.

Und bei all dem Überfluss um uns herum, lassen wir so einiges der reichen Ernte ungenutzt. Wie viel Brot wird abends entsorgt, weil es volle Regale sichern sollte, aber nicht verkauft wurde? Wie viel Streuobst landet auf dem Boden, weil niemand sich die Mühe macht, auf den Baum zu klettern, um es selber zu pflücken? Und wie viele Elektrogeräte landen im Müll, weil ein neueres Modell beworben wird und kaum einer sich um Nachhaltigkeit oder Produktionsbedingungen schert. Klar, da gibt es gute Ausnahmen, Vortagsläden, den Kreislauf der Natur oder SecondHand-Kaufhäuser. Und einige Menschen scheinen wirklich dankbar zu sein, wenn sie eine gebrauchte Waschmaschine mit Jeans aus der Kleiderkammer füllen, um die Flecken der selbstgekochen Marmelade rauszuwaschen. Aber ich zumindest erlebe immer wieder Menschen, die vor lauter Sorgen das Danken vergessen.

Wie wäre es, wenn wir gerade rund um das Erntedankfest mal öffentlich aufzeigen, wofür wir dankbar sind. Ein Post, Bild oder WhatsApp-Status mit #dnkgtt posten und fröhlich lächeln über das, was wir haben. Das macht auch viel glücklicher als sich andauernd zu beschweren, was fehlt. Und es ermöglicht uns, Dinge dankbar anzunehmen, die wir vorher gar nicht wahrgenommen hätten. Oder wie in dem bekannten Kinderlied: "Gott, ich will dir danken, dass ich danken kann!"

Karsten Kopjar, EKM-SocialMedia-Koordinator

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