27.04.2016
Kirche und die Eine Welt

Kirche gibt es nicht nur in Erfurt, Zörbig und Billroda, sondern auf der ganzen Welt. Und weil wir globalisiert miteinander zu tun haben, nehmen wir uns als "Eine Welt" wahr.

Die EKM ist das Kernland der Reformation. Doch schon zu Zeiten Luthers hatten seine Thesen Auswirkungen in weit größerem Radius.
Er hat mit Kirchenvertretern aus Rom debattiert, die Gedanken der Reformation wurden in ganz Europa verbreitet und nicht wenige der ersten Siedler in der "neuen Welt" (Amerika) waren aus geistlichen Gründen auf der Flucht. Über die Missionsmethoden der frühen Kolonialzeit kann man dann sicherlich streiten, aber auch das ist eine Form der christlichen Prägung der südlichen Erdhalbkugel, die sich wiederum selber dann immer wieder mit lokalen Lebensformen gemischt und reformiert hat. Die Reformation festgefahrener Glaubens- und Machtgrundsätze hat also seither die weltweite Kirche geprägt.

Heute prägen uns nicht nur unsere historischen Wurzeln, sondern auch Christen mit internationaler Herkunft. Theologische Gedanken und neue Formen der Mission gehen mittlerweile auch von den Ländern der Südhalbkugel aus. Weltweite Kongresse wie das LWF Council meeting 2016 in Wittenberg werden maßgeblich von Menschen aus unterschiedlichen Kontinenten gestaltet. Wir können von der Vielfalt der weltweiten Kirche lernen statt sie nur theologisch belehren zu wollen.
Gleichzeitig haben wir auch Verantwortung für unsere Brüder und Schwestern wenn es um weltweite Christenverfolgung geht oder Gemeinden von totalitären Regimes bedroht werden. Viele Gemeinden entstehen gerade in Gebieten in denen schon der Besitz einer Bibel oder die Versammlung von Christen verboten sind. Viele Kirchen wachsen da, wo sie besonders bedroht werden. Viele Menschen erleben Gottes Wirken besonders da, wo menschliches Handeln nichts mehr zu tun vermag. Im Licht dieser weltweiten Situation ist es fast ironisch, dass in unserem demokratischen Land, wo jeder Mensch die Freiheit hat, über seinen Glauben zu reden, immer mehr Menschen der Kirche den Rücken zukehren, weil sie zu beliebig zu werden scheint und in der Multioptions-Gesellschaft eben nur noch ein Anbieter für Sinngebung ist.
Gut, dass wir daher dieses Jahr mit Weltblick auf der Suche nach neuen Formen christlichen Lebens für die heutige Zeit sind. Denn als Teil der Einen Welt dürfen wir 2017 Gastgeber des Reformationsjubiläums sein und gleichzeitig auch darüber nachdenken, wie wir unsere Gesellschaft immer wieder reformieren können. "Ecclesia semper reformanda est" (Die Kirche ist immer zu reformieren) ist ein Leitsatz vieler reformatorischer Bewegungen und gilt auch für uns als EKM. Daher dürfen wir auf unsere internationalen Geschwister schauen, von ihren Überzeugungen und ihrem Leidenswillen lernen und ihre Motivation, für den Glauben einzutreten mit unserem aufgeklärten Rationalismus ins Gespräch bringen. Vielleicht finden wir ja einen Weg, der beide Seiten bereichert und uns tatsächlich zu Einer Gemeinsachft in der Einen Welt macht.

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