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06.09.2021
Brückengeld

An manchen Niederländischen Brücken wird Bruggeld, Brückengeld verlangt. Wer die geöffnete Brücke flussseitig mit einem Boot passiert, dem schwingt ein an einer Angel befestigter Holzschuh entgegen.

Als das erste Mal ein solcher Klomp auf mich zu pendelte, ging in Deckung und dachte: Die spinnen doch, die Hollis! Die mir hinterhergeschleuderten Zornesflüche ließen es dann in mir dämmern: Ah, das war kein irrer Eingeborener, sondern der Brückenwart, der so das Brückengeld einsammelt.

Wir legten mit unserem Bootje an, ich - schnurstracks zur Brücke: »Sorry, Meister; ich hab’s nicht gecheckt. Hier ist das Brückengeld. Und übrigens: West-Friesland ist großartig.« Er: »Ich danke Ihnen. Sie sind ein feiner Mensch. Nicht viele kommen zurück, um zu bezahlen, wenn sie’s bei der Durchfahrt vermasseln.«

So sprachen wir ein Weilchen miteinander, irgendwann über alles Mögliche. Fünf fröhliche Minuten waren uns geschenkt. Weil wir doch eigentlich das Gleiche wollten: offene Brücke gegen Bares.

Wenn heute ein Holzschuh auf Sie niedersaust, hängt vielleicht jemand mit berechtigten Ansprüchen am anderen Ende. Legen Sie was Schönes rein in den ollen Klompen. Oder weichen Sie aus, machen erst einmal das Boot fest und gehen dann noch einmal auf ihn oder sie zu. Der Versuch, ein Missverständnis gerade zu ziehen, beschert fast immer eine herzliche Begegnung. Denn wer rechnet schon damit, dass einer zurückkommt? Einen wunderbaren Tag wünscht Ihnen Conrad Krannich von der reformierten Gemeinde in Magdeburg


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