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23.01.2025
Charakterstudien im Fitnessstudio

„Na, auch mal wieder hier? Hab‘ dich ja ewig nicht gesehen!“ sagt er und wartet gar keine Antwort ab. Und ich, ich laufe auch einfach weiter.

Es gibt ja zwei Arten von Menschen hier im Fitnessstudio. Den Typen, der schon in der Eingangstür die geräuschunterdrückenden Kopfhörer aufsetzt und in seine eigene Welt abtaucht, und es gibt die kommunikativen Senioren. Böse Zungen behaupten ja, sie kommen nur zum Schwatzen hierher. Und vielleicht stimmt das sogar. Wenn ich in der Zeit im Studio in einer Sache richtig gut geworden bin, dann ist das Smalltalk. Diese Kunst, nicht zu sehr in die Tiefe zu gehen und doch Interesse am Anderen zu zeigen. Und mit der Zeit kennt man sich dann. Grüßt sich, weiß voneinander und von der Familie des anderen. Man lacht und trauert zusammen. Es kommen neue Menschen dazu, die sich dann entweder der Kopfhörerconnection oder den Smalltalkern anschließen. Und es fehlen dann auch mal Menschen, da erfahren wir nur, die sind gestorben. Da kommt das oft floskelhafte Reden im Fitnessstudio dann an seine Grenzen. „Ein feiner Mensch war das. Schade.“ Das hört man dann hier und dort. Und so kommt es eben doch vor, das ganze Leben in diesem kleinen Ausschnitt von Leben dort im Fitnessstudio. Ich bin dankbar für die losen Bekanntschaften und den Smalltalk, der eben manchmal hilft, wenn es enger wird. Weil es immer ums Ganze geht. Weil Leben nicht nur Fitness ist und alle dort das insgeheim auch wissen. Gott sei Dank für den Smalltalk.

Sagt Martin Olejnicki, evangelisch und aus Köthen.

 


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