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14.03.2020
Einen Hoffnungsrucksack packen

Man braucht einen Tröster für trostlose Tage. Kinder wissen das. Wenn Vater und Mutter ständig streiten. Wenn der Kindergartenfreund wegzieht. Dann muss ein Stofftier herhalten oder eine Muschel, die von Ferien am Meer singt, als alles noch gut war.

Wir Erwachsenen haben es schwerer. Was hilft uns, wenn fast nichts mehr hilft? Ich habe von einer meiner Lehrerinnen gelernt, dass man für solche Zeiten einen Hoffnungsrucksack gepackt haben sollte, den man bei Bedarf schultern kann, imaginär oder sichtbar. Er kann in der Küche warten, wo warmer Tee immer ein zusätzlicher Trost ist.

Ich habe so einen Rucksack gepackt. Die kleine Lederbibel meines Vaters ist drin, in der ich alle Sätze mit „Fürchte dich nicht“ angestrichen habe. Eine Perle habe ich auch hineingetan.  Ein Freund schenkte sie mir, als ich bitterlich weinen musste. Weißt Du, dass Tränen Perlen sein können, hat er damals zu mir gesagt. Sie zeigen dir, dass du noch am Leben bist und mitfühlen kannst. Telefonnummern von Menschen, denen ich ganz und gar trauen kann, sind in meinem Rucksack und mein Konfirmationsspruch aus dem 1. Mosebuch: „Siehe ich bin mit dir und will dich behüten, wo du hinziehst.“ Wie oft habe ich diesen Spruch geflüstert, vor einer schweren Operation oder bei Demonstrationen gegen rechte Gewalt, die mir immer wichtig waren und sind.

Ein Hoffnungsrucksack. Packen sie sich auch so einen, wenigstens in Gedanken.  Ihnen werden tröstliche Dinge, Menschen und Sätze einfallen. Es darf ruhig auch ein kleines Stofftier dabei sein.

Pfarrerin Gabriele Herbst aus Magdeburg.

 


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