Bei uns in Wittenberg läuten mittags um 12.00 Uhr die Kirchenglocken. Jeden Mittag. Das ist woanders auch so. Besonders höre ich hier in der Lutherstadt auf die Glocken der altehrwürdigen Stadtkirche. Die sindnämlich gerade mal um die Ecke. Dann muss ich aber flitzen. Die Glocken rufen zum Mittagsgebet.

Das Mittagsgebet organisieren seit einigen Jahren drei Evangelische Nonnen, die in der Lutherstadt zu Hause sind. Jeden Tag mittags punkt12:00 Uhr: 10 Minuten reserviert für Gott mit Psalm, Lied und Gebet. Sommer wie Winter. Gerne bin ich mit dabei. Das gibt dem Tag Rhythmus. Es ist Zeit zum Durchatmen. Es ist ein offenes Fenster zu Gott. 

Manchmal sind es ganz wenige, die da im Chorraum vor dem wertvollen Altar versammelt sind. 

Manchmal kommt eine Gruppe Touristen dazu. Dann sind wir ein paar mehr

Im Reformationssommer 2017 – da waren wir oft ganz viele. Hundert und mehr. Das war schön.

Wenn ich nicht dabei bin, weiß ich um 12.00 Uhr: Jetzt versammeln sie sich wieder. Die mir bekannten Gesichter und vielleicht ein paar Fremde.Sie halten das Mittagsgebet. Sie tun das für sich und für Andere: Singen und beten für Stadt und Land.

Dafür bete ich gerne mit. Heute 12 Uhr wieder. Wenn die Glocken läuten.

Pfarrer Jan von Campenhausen aus der Lutherstadt Wittenberg