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24.12.2018
Jesus mit dem Beutel

Direkt am Hamburger Hauptbahnhof bin ich Jesus begegnet. Er ist ziemlich heruntergekommen. Die Flasche in seiner Hand ist leer. Was da drinnen war, wärmt inzwischen seinen Bauch und erleichtert den Kopf. Ein Weilchen jedenfalls.

Jesus verlässt den Bahnhof und geht nach links. Vorbei am Fahrkartenautomaten und den Mülleimern. Hinter einem Metallzaun kann man die Gleise sehen.

Dort am Zaun hängen Beutel mit kleinen Zetteln: „Unterwäsche, Größe 5 für einen Mann“ steht da - oder „warme braune Jacke“, oder „40er Wollsocken“

Jesus nimmt sich so einen Beutel mit einer Hose. Seine alte hat schon Löcher. Und ganz frisch ist die ja auch nicht mehr. So hat er wenigstens ein Geschenk für sich an diesem Weihnachtsfest. Das ist gut gegen die Kälte.

Jesus wohnt seit Jahren draußen. Auf seinen Namen bin ich durch Zufall gestoßen, ich habe ihn aus der Bibel. Ich lese, wie Jesus Christus sagt: „Ich bin nackt gewesen. Ihr habt mich gekleidet.“

Einer fragt ihn, wann das denn gewesen sein soll. Jesus Christus sagt: „Alles was ihr anderen tut, tut ihr für mich.“

Den echten Namen dieses Mannes am Bahnhofszaun, den kenne ich nicht. Für mich ist es Jesus. Jesus mit dem Beutel.

Allen drinnen und draußen wünsche ich einen gesegneten Heiligen Abend.

Peter Herrfurth, Landesjugendpfarrer in Magdeburg


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