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26.12.2019
Keine perfekte Welle

Ich mache es immer, wenn ich Gottesdienst habe.

Am Morgen die Nachrichtenlage checken.

Was war heute Nacht, sollte ich an etwas Besonderes denken.

Vor 15 Jahren am zweiten Weihnachtstag mache ich den Fernseher an.

Ich erstarre.

Im ersten Moment denke ich, ich habe mich verhört.

Da war von einer 11 Meter hohen Welle die Rede, die einen vollbesetzten Strand in Thailand überflutet hatte.

Ich schaute unwillkürlich rüber zur Kirche.

Nur in der Spitze hätte ich eine Überlebenschance gehabt.

Wie damit umgehen?

Es gleich zum Anfang des Gottesdienstes sagen und alle anstecken mit Unsicherheit?

Das Thema Flut war 2004 noch sehr präsent in Magdeburg.

Doch dann kamen die Menschen in fröhlichster Weihnachtsstimmung zum Gottesdienst.

Keiner der kam, sagte etwas.

Ich auch nicht.

Wir haben wir ihn gefeiert – diesen besonderen Gottesdienst.

Der eine oder andere hat sich nur gewundert, dass ich etwas leiser sang als sonst.

Es war so fröhlich.

Nun gibt es in jedem Gottesdienst eine Stelle, wo wir andere Menschen denken und für sie beten – das Fürbittgebet.

Vor diesem Gebet habe ich es dann erzählt, dass dieses Unglück am Morgen passiert ist eine Stunde vor dem Gottesdienst und zehntausende Todesopfer befürchtet würden.

Tiefes Schweigen bei allen, Tränen und dann ein ganz festes Gebet und das Vaterunser gemeinsam.

Diesen Weihnachtsgottesdienst werde ich nie vergessen.

Weihnachten nicht das Leid draußen lassen, den Kummer an der richtigen Stelle zulassen und trotz allem

Frohe Weihnachten wünscht

Pfarrerin Renate Höppner aus Magdeburg

 


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