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07.10.2020
Klugheit und Barmherzigkeit

Da sitzt er vor mir.
Klein, zusammengesunken, weint.
Über sich und seine Gutgläubigkeit.
Über seine junge Nachbarin und ihre kriminelle Energie.
So ganz will er es noch nicht wahrhaben.
Diese junge Frau ist doch so nett.
Aber sie hat ihn betrogen um viel Geld.
Immer wieder kam sie mit anderen Anliegen.
Immer rührte sie sein Mitleid.
Der kleine gutgläubige alte Mann hat lange gebraucht um klar zu sehen.
Er hat mit keinem gesprochen.
Endlich als fast alles Ersparte weg ist, sucht er sich Hilfe.
Bitter die Erkenntnis: Ich habe viel falsch gemacht.
Es ist schwer zu unterscheiden, wo muss und kann ich helfen; und wo muss ich Hilfe verweigern.
Heute weiß er:
Von der Freundlichkeit der jungen Frau hätte er sich nicht täuschen lassen dürfen.
Geld borgen braucht ganz klare Regeln.
Mitleid ist kein guter Ratgeber.
Zumal wenn das Gegenüber so viel kriminelle Energie hat.
Die Suche nach einer Lösung ist schwer.
Er will ihr nicht alle Wege verstellen.
Immer neue Ausreden - das geht aber gar nicht.
Wenn nichts hilft, muss er sie anzeigen.
Ich wollte nur barmherzig sein, sagte er.
Nein, dass ist keine Barmherzigkeit.
Jesus fordert uns ja zur Barmherzigkeit auf aber nicht zur Blindheit.
Einmal sagt er auch: Seid klug, wie die Schlangen.
Unsere Barmherzigkeit muss klug sein, dem anderen helfen.
Die junge Frau hat einen Haufen Schulden.
Der alte Mann einen Riesenkummer.
Ich hoffe, sie finden einen guten Weg daraus.

Also barmherzig und klug sein – das gehört zusammen
meint Pfarrerin Renate Höppner aus Magdeburg

 


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