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29.10.2022
Kriegsmütter

»Wenn ich meiner Mutter jemals etwas zurückgegeben habe, dann geschah das alles nur mit dem Kopf, nie mit dem Herzen«, sagt Franz.

Als er im April ’43 zur Welt kommt, da hofft seine Mutter noch auf ein ruhmreiches Leben an der Seite ihres Offiziersgatten. Gegen den Willen ihrer Eltern – sie hätten ihrer Tochter in Sachen Bildung alles ermöglicht – hatte sie sich gegen Studium oder Ausbildung entschieden. Sie erwartet die Heimkehr ihres Mannes aus dem Krieg. Aber der Krieg nimmt kein Ende und kehrt schließlich selbst mit rostiger Klinge dorthin zurück, wo er einst entfesselt wurde.

Mit dem kleinen Franz flieht sie aus dem brennenden Berlin. Lässt alles zurück. Nur die Traumata, die nimmt sie mit. Und den Frust über die verpassten Lebenschancen. – All das bricht sich Bahn in einer Erziehung, die man heute als emotional und körperlich gewaltvoll bezeichnen würde.

Kriegsmütter. Es gab solche und solche. Ohne sie wären wir nicht. Dass es nach dem Krieg überhaupt weiterging in einem Land ohne Männer, das verdanken wir ihnen. Aber sie haben ihren Kindern auch manches zugemutet, das loszulassen schwerfällt. Die Kriegsmütter.

Mit den Jahren kriegt Franz das alles immer besser zusammen und kann seiner Mutter sagen: »Ich danke dir für mein Leben. Und ich vergebe dir, was du mir schuldig geblieben bist. Ich sehe: dass du mit deinem eigenen so überfordert warst.«

Ob sie es hört, da oben – wer weiß. Aber seitdem er das sagen, spürt Franz hier bei sich: Freiheit.

Einen guten Tag Ihnen, Conrad Krannich, Halle


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