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11.08.2021
Mal wegschauen

Wie kann der Urlaub gelingen? Und lässt sich das von einem Uhu lernen?

Ich schaue auf die Türme der Marktkirche. Besucherinnen und Besucher steigen hinauf und flanieren oben auf der Brücke zwischen den Hausmannstürmen. Turmfalken schreien und Tauben machen sich wichtig.

Eines Tages ist etwas anders. Da dringt ein einzelner tiefer Ton durch die Stadtgeräusche. Ein Uhu-Pärchen trifft sich auf den Türmen. Außer „u-h-u“ haben sich die beiden Vögel allerdings nicht viel zu sagen. Macht nichts, es heißt: Uhus reden sowieso nicht so viel.

Aber wenn ich sie fliegen sehe, bin ich beeindruckt. Mit ausgebreiteten Schwingen segeln sie von den Hausmannstürmen zu den Blauen Türmen und wieder zurück. Ein majestätisches Gleiten ist das. Wie wunderbar ist Gottes Schöpfung, denke ich. Und spüre, wie mein Herz weit wird bei diesem Anblick.

Die Krähen jedoch ärgern sich über die neuen Gäste. Wild schreien sie und jagen den Uhus nach. Herr Uhu bleibt gelassen. Er nimmt Platz auf dem Brückengeländer. Die Krähen versuchen, ihn zu vertreiben. Doch der Uhu – nicht dumm, dreht sich um. Er ignoriert die Krähen, er hat Zeit bis zum Morgen.

Ich will es ihm nachtun jetzt in den Sommerferien: Entschleunigen, hinschauen, was los ist in der Welt. Aber mir nicht alles so zu Herzen nehmen wie sonst und wenn möglich: einfach den Blick wechseln.

Im Urlaub darf man das, meint Hans-Jürgen Kant von der Evangelischen Kirche in Halle


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