Angedacht, MDR, Radio, Radio-Andacht, Radio-Andachten, Radioandacht, Radioandachten,

13.10.2017
Sonntagsbraten

Ein großes Glück meines Lebens liegt darin, auf einem Bauernhof aufgewachsen zu sein. Das hatte neben den idyllischen Seiten auch andere, weniger idyllische. Die Tiere waren in zwei Gruppen unterteilt: In die mit Namen, die zum Liebhaben waren. Und in die Tiere ohne Namen, die im Herbst zum Schlachten bestimmt waren. Ein nettes Schwein mit lustiger feuchter Schnauze, Gänse, Hühner und Enten gehörten dazu, auch ein Rind in jedem Jahr. Ihr Gegrunze, Geschnatter und Muhen würde verstummen, das wussten wir. Und natürlich würden wir sie essen, am Sonntag als Rinderbraten zum Beispiel.
Heute weiß ich, dass es nicht normal ist, wenn man seinen Braten persönlich gekannt hat. Wenn ich jetzt bei meinen Eltern zu Besuch bin, dann gibt es immer noch Braten oder ein Huhn. Und nie essen wir, ohne an die Mühe zu denken, die es gekostet hat, das Tier aufzuziehen, bis man es schlachten konnte. Es schmeckt gut, es schmeckt anders, weil noch der Respekt mit am Tisch sitzt: Vor der Mühe und der Arbeit. Vor dem Tier und seinem Leben.
Ich habe leider keinen Bauernhof. Aber ich kaufe Bio-Eier, Bio-Milch und Bio-Fleisch. Weil ich nicht will, dass Hühner gequält, Kühe verheizt und Mastvieh durch ganz Europa gekarrt wird. Weil ich mit Respekt vor Gottes guter Schöpfung am Tisch sitzen will. Denn wir singen oder beten vor dem Essen. Und uns soll der Dank nicht im Hals stecken bleiben.

Genießen Sie Ihren Sonntag!
Pfarrerin Kathrin Oxen aus der Lutherstadt Wittenberg


Bleiben Sie mit unseren Newslettern auf dem Laufenden.

Hier Abonnieren

Die besten News per E-Mail - 1x pro Monat - Jederzeit kündbar