Angedacht, MDR, Radio, Radio-Andacht, Radio-Andachten, Radioandacht, Radioandachten,

29.11.2024
Synagoge

Am Eingang unserer Stadt steht seit einiger Zeit die neue Synagoge.
Architektonisch gelungen und an historischem Ort.
Viel zu lange mussten die jüdischen Bürgerinnen und Bürger unserer Stadt
mit einem Provisorium leben.
Ich schäme mich, dass an jedem Tag des Jahres die Synagoge von der Polizei bewacht werden muss.

Warum eigentlich ist das so?
Weil es offensichtlich Menschen gibt, die Jüdinnen und Juden hassen,
weil sie jüdischen Glaubens sind.

Ganz deutlich: Ich trenne den Krieg im Nahen Osten von den jüdischen Freunden hier.
Ich sehe die Bilder aus Gaza, dem Libanon.
Ich sehe die Menschen, die um die Toten des Terrorangriffs der Hamas trauern.
Ich weiß von der jüdischen Vertreibung über Jahrhunderte hinweg,
nicht zuletzt durch die Kirche, die mein Leben ist.

Ich bin nicht bereit, irgendeine Form von Antisemitismus zu tolerieren.
Ich kenne unsere Geschichte gut genug um zu wissen,
wo Ausgrenzung von Menschen enden kann.
Das alles darf nie wieder passieren.
Ich verstehe nicht, wie es dazu eine andere Meinung geben kann.
Ich akzeptiere nicht, dass Menschen jüdischen Glaubens in Angst leben.

Als Christ weiß ich um die gemeinsamen Teile unserer Heiligen Schrift
und auch um die Unterschiede.
Nichts begründet Hass und Ausgrenzung.
Wer anderes behauptet, lügt.
Darum schäme ich mich für den Polizeischutz vor der Synagoge unserer Stadt.
Es bleibt meine Hoffung, irgendwann wird sie nicht mehr nötig sein.

Mit dieser Zuversicht grüßt aus Dessau
Joachim Liebig

 


Bleiben Sie mit unseren Newslettern auf dem Laufenden.

Hier Abonnieren

Die besten News per E-Mail - 1x pro Monat - Jederzeit kündbar