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17.07.2023
Vom Glück anderen helfen zu können

„Wie geht es Ihnen?“ fragt meine Freundin die ältere Frau.
„Wunderbar, ich bin sehr kaputt, der Rücken tut mir weh, ich kann mich kaum rühren, ich bin glücklich!“

Sie haben sich nicht verhört, es war die ehrliche Antwort auf diese Frage.
„Ich habe wieder die Erde unter meinen Fingern gespürt, vielleicht wird Magdeburg mir doch noch ein Stück Heimat.“

Die alte Heimat Ukraine weit weg.
Hof und Garten zerstört.
Die Felder vom Krieg gezeichnet.
Wenig Aussicht, sie bald wieder zu sehen.
Und auch keine Kraft mehr, alles wieder allein aufzubauen.

Meine Freundin hatte für dieses ältere Ehepaar in Magdeburg eine kleine Wohnung gefunden, sie eingerichtet.
Mit den Behörden musste sie hart um den Zuzug ringen.
War das jetzt alles in ihrem Leben, die kleine Wohnung im fremden Land, warm und zu essen – dafür waren sie so dankbar, aber ist das alles?

Der Garten war ihre Rettung.
Jeden Morgen machen sie sich auf.
Gehen in den kleinen Schrebergarten und spüren die Erde in ihren Händen.
Die ersten Radieschen sind längst geerntet.
Die selbstgemachte Erdbeermarmelade schmeckt nach Sommer und Heimat.
Und die Äpfel werden langsam größer.
Die Sonnenblumen wachsen.

Der Rücken tut abends weh.
Sie sind müde und glücklich.
Und ich bete: Gott, mach ein Ende, dass die Gärten und Felder in der Ukraine nicht mehr zu Schlachtfeldern werden, sondern dass die Menschen wieder am Abend müde von der Arbeit ihrer Hände sein dürfen. Amen

Einen friedlichen Tag wünscht
Pfarrerin Renate Höppner aus Magdeburg

 


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