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10.04.2017
Befreiung KZ Buchenwald

Thüringern ist der Turm oberhalb von Weimar bekannt. Man kann ihn von der A4 oder vom Zug aus gut sehen: Den Glockenturm von Buchenwald. Er steht da wie ein (mahnender) Finger in der Landschaft. Daran haben wir uns gewöhnt und auch an das beklemmende Gefühl, das er auslöst, wenn wir uns klar machen, wofür er da steht.

Heute auf den Tag genau vor 72 Jahren erleben dort 21.000 Häftlinge ihre Befreiung. Die SS zieht sich zurück, Häftlinge des Lagerwiderstandes besetzen die Wachtürme und übernehmen das Lager, dann trifft die US-Armee ein. In den Tagen zuvor werden noch 28.000 Häftlinge in Güterwaggons wegtransportiert oder zu Fußmärschen gezwungen. Es sind Todesmärsche, auf denen Hunderte sterben. 280.000 Menschen waren in dem Konzentrationslager inhaftiert.

Und damit komme ich Ihnen so frühmorgens, so viel bittere Geschichte, die einem auf den Magen schlägt – und so viele Zahlen. Und was sagen die schon? Nicht von ungefährt bleibe ich immer wieder an dem einen Foto hängen von dem Anhänger: Die Bordwand ist heruntergeklappt und geschichtet sind tote Häftlinge. Das Foto ist kurz nach der Befreiung gemacht worden. Die Häftlinge, die darauf zu sehen sind, haben die Befreiung nicht mehr erlebt. 56.000 Menschen, die in Buchenwald ermordet wurden, haben die Befreiung nicht mehr erlebt. So unangenehm die Erinnerung ist und das Unbehagen, das sie auslöst und das uns still werden lässt – es endet immer in einem Gebet: Hilf uns, dass wir uns nicht über andere erheben, sie gering achten und ihnen Gewalt antun.

Ralf-Uwe Beck, evangelisch und aus Eisenach.


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