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11.04.2017
Eröffnung Ausstellung Luther als Ketzer

Was denn nun, war der Luther ein Held oder ein Ketzer? Die einen meinen so, die anderen so. Die Evangelischen verehrten ihn als Helden, die Katholiken verdammten ihn als Ketzer. Gar nicht lange her, da wurde nicht mal rüber und nüber geheiratet, und wenn doch, wurde gestritten, wie die Kinder zu taufen sind, evangelisch oder katholisch. Als würde davon das Seelenheil abhängen. Diese harten Kanten sind abgeschliffen. Die Evangelischen selbst haben Luther am Lack gekratzt. Wer so wie er gegen Juden hetzt, kann kein unangefochtener Held mehr sein. Und die Katholiken schätzen mittlerweile seine Glaubensstärke und die Reformation ist nicht mehr vom Teufel. Schließlich ist ihr Papst Franziskus auch ein echter Reformator.

Und siehe da, ab heute ist im evangelischen Lutherhaus in Eisenach eine Sonderausstellung zu sehen: „Luther aus katholischer Sicht: Ketzer, Spalter, Glaubenslehrer“. Geht bis zum 5. November, geöffnet täglich 10 bis 17 Uhr.

Der Clou der Ausstellung ist eine Wand, auf der Zeichnungen, Karrikaturen, die Luther darstellen, übereinandergelegt sind. Man bekommt so eine Papierbrille, mit einem roten und einem blauen „Glas“. Betrachtet man die Zeichnungen und bewegt seinen Kopf, erscheint Luther einmal als Held, einmal als Ketzer. Je nachdem, von welcher Seite man schaut.

Eine schöne Übung. Niemand ist nur Held, niemand nur Loser. Es kommt sehr darauf an, wie die Brille gefärbt ist, durch man schaut. Oder noch besser: Es kommt darauf an, sich bewusst zu machen, dass man eine aufhat. Dem ganzen Menschen werden wir nur gerecht, wenn wir die gefärbten Brillen weglegen und mit dem Herzen sehen.

Ein schönen Tag wünscht
Ralf-Uwe Beck, evangelisch und aus Eisenach.


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