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10.09.2018
Köthen

Erst Chemnitz, jetzt Köthen – wieder ist ein Mensch erschlagen. Wieder bleiben Menschen zurück. Ein Lebensfaden ist gewaltsam abgerissen, der zum Teppich des Lebens anderer Menschen gehört. Ich denke an die, die jetzt trauern.

Nicht jede Gewalttat wird zur öffentlichen Nachricht, diese schon. Wieder ist das ein Fall, bei dem mehrere Nationalitäten eine Rolle spielen. Das genügt, um bei vielen, vielleicht bei uns allen, ein Kopfkino auszulösen. Das Wenige, von dem wir wissen, setzen wir im Kopf zu einem Film zusammen, machen uns einen Reim auf das Geschehene. Wir mischen unseren Zorn dazu, unser Unverständnis, unsere Hilflosigkeit, das Entsetzen, die Trauer, unseren Hang, schnell zu urteilen … so geben wir dem Film in unserem Kopf eine Richtung. Bei manchen paart sich die Gewalttat mit eigenen Interessen, der Möglichkeit, daraus Kapital zu schlagen, Politik damit zu machen. Es ist nicht leicht, dem Reflex zu widerstehen, ganze Gruppen von Menschen verantwortlich zu machen, zu sagen: „die sind eben so“.

Dabei wollen wir nicht in einer Welt voller Gewalt leben. Dieser Film aber, der in unseren Köpfen abläuft, kann uns selbst gewaltbereit machen, mindestens bereit zu vernichtenden Urteilen. Aber so wird – zunächst nur in den Köpfen – die Gewaltspirale angekurbelt.

„Gott hat uns befähigt, besonnen zu bleiben“, sagt die Bibel. Polizei und Staatsanwaltschaft sind am Zug. Bleiben wir also besonnen. Keine Gewalt, nicht schon wieder.

Ralf-Uwe Beck, evangelisch und aus Eisenach.


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