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14.10.2019
Lieben und Lassen

„Tschüss, Mama! Hab dich lieb!“ Noch ein Küsschen, ein Winken, dann ist er weg. Wie im Film laufen 18 Jahre vor meinem inneren Auge ab: Das schreiende Baby in meinem Arm, der süße Blondschopf, das  Schulkind, der rebellische Teenager, der nachdenkliche junge Mann.

Nun geht er los, mein Sohn. Weg von zu hause. Zum Studium. Weit weg. Und wenn er kommt, dann nur noch auf Besuch.

Verloren stehe ich im leergeräumten Zimmer und lasse die Tränen fließen. „Eure Kinder sind nicht eure Kinder...Sie kommen durch euch, aber nicht von euch. Und obwohl sie mit euch sind, gehören sie euch doch nicht.“

Eine Karte mit diesem Spruch von Khalil Gibran habe ich mal irgendwann von einer Freundin bekommen. So ein Quatsch – habe ich damals gedacht. Das ist mein Kind.

Nein, ist es nicht. Biologisch ja. Aber sonst?  Mein Sohn gehört mir nicht. Ich hatte meine Zeit mit ihm. 18 Jahre, mit allem Drum und Dran.  Jahre, in denen ich bestenfalls ein paar Grundlagen legen konnte. Ob sie tragen, wird sich zeigen.

Er wird seinen eigenen Weg gehen. Nicht alles werde ich toll finden. Und ihn trotzdem immer lieben. Was auch sein wird. Darum, mein Sohn: ich liebe dich und ich lasse dich.

Uns allen wünsche ich einen guten Sonntag. Cornelia Biesecke aus Eisenach.


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