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28.11.2024
Selig sind die Barmherzigen

Wann ist uns eigentlich die Barmherzigkeit verloren gegangen?
Am Martinstag haben wir noch von ihr gesprochen.
Mit Martinshörnchen und Mantel in der Hand haben wir von der Barmherzigkeit erzählt.
Haben die alten Lieder gesungen und unsere Lichter und Laternen leuchten lassen.

So weit so gut.
Im Alltag sieht es oft anders aus.
Da ist die Lust an der Eskalation.
Da wird gezündelt und gestichelt,
da wird gemotzt und gehetzt.

An der Kreuzung nimmt mir jemand die Vorfahrt.
Es war vielleicht nicht einmal Absicht – egal!
Ich gehe sofort durch die Decke.
Brülle wie wild und steigere mich hinein.
Der Streit am Gartenzaun mit dem Nachbar –
Wie kann der nur? So ein Idiot!
Der Post in den Sozialen Netzwerken und der schnelle Gedanke:
Die Politiker – das sind doch alles Versager!

Ein Urteil ist schnell gefällt.
Vom Sofa aus verteilen sich Schulnoten noch immer am besten.
Nur wer keine Verantwortung übernimmt, macht keine Fehler.
Bundeskanzler – setzen! Sechs!
Wir alle hätten das natürlich viel besser gemacht!
Was für das Fußballstadion gilt,
das gilt für die Republik allemal:
85 Millionen wissen es besser, sehen viel mehr und können es überhaupt besser!

Aber mal ehrlich: Wohin führt uns diese Haltung?
Wie gehen wir miteinander um?
Wie ist das eigentlich mit meinen Fehlern,
die ich Tag für Tag mache?

Selig sind die Barmherzigen, denn sie werden Erbarmen finden.

Wie du mir, so ich dir!
Das ist die gute, aber auch die schlechte Nachricht.
Es könnte so einfach sein, und es beginnt bei mir.
Blicken wir wieder mehr mit den Augen der Barmherzigkeit aufeinander.
Denn: Ich bin der Erste, der einen Fehler macht.
Und ich bin dankbar, wenn ich auf Barmherzigkeit und Verzeihen hoffen darf.

Sagt Ramón Seliger, Diakonie, Weimar.


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