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16.10.2019
Sonne der Gerechtigkeit

Wenn ich derzeit abends durch  das Fernsehprogramm zappe, treffe ich fast immer auf eine Sendung über Erinnerungen an den Herbst 1989. Das weckt meine Erinnerungen.

In Weimar habe ich damals gelebt. Mit Freunden bin ich zum Friedensgebet gegangen, das unter dem Motto stand „Suchet der Stadt Bestes“. Ein Bibelzitat, doch wir alle wussten, hier geht es nicht um eine biblische Stadt. Es geht um unsere Stadt, um unser Land, um uns, die wir so dringend auf Erneuerung hofften.

Ich sehe mich noch in der übervollen Kirche, durch die Fenster blitzt das Blaulicht der Polizei herein. Ich spüre noch die Angst, die in mir hoch kriecht. Was wird uns erwarten, wenn wir aus der Kirche gehen?

An Worte kann ich mich kaum noch erinnern, aber daran, was der Pfarrer am Ende sagte: „Haltet euch an den Händen, wenn ihr hinausgeht. Singt!“ 

Und wir haben gesungen: „Sonne der Gerechtigkeit“, ein altes Kirchenlied . Der Text war auf einmal so aktuell und so ermutigend. Hand in Hand mit wildfremden Menschen, singend und mit klopfendem Herzen sind wir gegangen. Und es blieb friedlich.

Ich traue den alten Liedzeilen. Heute wieder. „Sonne der Gerechtigkeit, gehe auf in unsrer Zeit.“ Und ich denke: Lasst uns wieder mehr singen.

„Schaue die Zertrennung an, der kein Mensch sonst wehren kann. Sammle, großer Menschenhirt, alles, was sich hat verirrt. Erbarm dich Herr.“

Das singt und meint Cornelia Biesecke, Pfarrerin in Eisenach.


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