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12.01.2024
Vom Weinen

Der Wirtschaftsminister hatte einen Ausflug auf eine Insel gemacht. Als er zurück aufs Festland will, versuchen aufgebrachte Demonstranten die Fähre zu stürmen. Der Minister macht noch ein Gesprächsangebot, das wird abgelehnt, die Fähre muss umkehren. Das war vor einer Woche. Roland Habeck zeigt sich besorgt über die aufgeheizte Stimmung an Land und im Land. Sahra Wagenknecht nennt das „weinerlich“, so berichten die Tagesthemen.

Weinerlich … – das ist ein Wort wie aus einer vergangenen Zeit, in der Männer, die weinten, als Memmen und Jammerlappen beschimpft wurden. Noch Männer in meinem Alter sind damit aufgewachsen. Es verwundert kaum, wenn es dann heißt: Meinen Vater habe ich zum ersten Mal am Grab seiner Mutter weinen sehen, da war er schon über 60.

Jesus, um mal diese Kurve zu kriegen, war bestimmt kein Weichei, er hat sich ans Kreuz nageln lassen, das er vorher selbst durch halb Jerusalem schleppen musste. Als er die Stadt sah, so wird erzählt, musste er weinen, weil er vorausgesehen hatte, wie viel Leid noch auf sie zukommen würde. Tränen sind ein Spiegel unserer Seele, dessen, was uns bewegt. Sie sind meist ehrlich und zeigen uns weich, verletzt und verletzlich.

Wer „weinerlich“ sagt, setzt darauf, dass Männer Härte zu zeigen haben. So hart wie Kruppstahl vielleicht und so zäh wie Leder? Da sind mir Männer, die ihre weichen Seiten und sich gesprächsbereit zeigen, ihre Sorgen ausdrücken, ohne andere niederzubrüllen, doch lieber.

Einen guten Tag wünscht Ralf-Uwe Beck, evangelisch und aus Eisenach.


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