21.12.2020
Advents-Besuch

Allerhöchster Besuch ist angesagt. Es gibt eine Ausnahmeregelung mit Hygienekonzept.

An der Straße warten schon viele und diskutieren. Ich höre den Satz: Man wird ja noch mal seine Meinung sagen dürfen!

Das dürfen wir in Deutschland. Und wenn es alle gleichzeitig tun, klingt es wie Streiten. Weil nicht alle dieselbe Meinung haben.

Einer ruft: Die da oben müssen durchgreifen! Eine andere: Ich weiß selbst, was richtig ist! Jemand meint: Das ist alles übertrieben!

Angespannte Stimmung.

Ich will gerade gehen. Doch nun schauen alle zu ihm, der da kommt, seelenruhig auf einem alten Drahtesel!

Die Kinder sind begeistert und jubeln: Auf so ´ner Klapperkiste? Ohne Motor und Gangschaltung!

Langsam, ganz langsam fährt der Radler mal auf die eine, dann auf die andere Seite. Schaut uns in die Augen. Sagt freundlich „Schalom“, strahlt Frieden aus.

Und? Was wird er tun? Wem wird er Recht geben? Wird er auf den Tisch hauen und Klartext reden?

Aber er denkt nicht daran. Er steigt aus. Er steigt aus aus dem Rechthabenwollen und den Vorwürfen und Forderungen. Er steigt aus aus der Streiterei, aus dem Geschimpfe und Gemecker. Er steigt vom Fahrrad und schiebt es an uns vorbei.

Wir schauen ihm nach: Wer ist der? Ein Kreuz- und Querdenker? Der völlig anders tickt?

Dann schauen wir uns an: Der Streit ist verstummt. Gelöste Gesichter, Lächeln! Die Versammlung löst sich auf. Beschwingt gehe ich nach Hause: Mein Gott, wie ER uns verbindet!

Eine gute Nacht in Frieden wünscht Angela Fuhrmann, Ev. Pfarrerin in Gotha


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