08.01.2019
Alles hat Zeit

Tempozone dreißig. Ich nehme den Fuß vom Gas und trommle genervt auf dem Lenkrad herum. Da fällt mein Blick auf den großen Aufsteller am Straßenrand: Zeit ist alles. Go!

Ach nee, denke ich, das passt jetzt aber gar nicht!

Oder vielleicht doch? Bestimmt die Zeit über alle und alles? Hält die Zeit uns so in Trab von morgens bis abends: Go, go, go!?

Hat die Zeit solche Macht über mich?

Jedenfalls möchte ich das nicht. Ich möchte mich auch im neuen Jahr nicht vom Sekundenzeiger tyrannisieren lassen. Ich mag keinen Coffee to go, der nach Pappbecher schmeckt. Ich möchte gern in Ruhe meinen Café genießen und in Ruhe essen. Ich möchte gern in Ruhe arbeiten und nicht von A nach B hetzen. Ich schaffe dann auch viel mehr und ich bin erträglicher für meine Mitmenschen.

Während ich weiter darüber nachgrüble, entspanne ich mich ein bisschen. Finde das Tempo jetzt eigentlich ganz okay so. Und dann lese ich es doch schon wieder: Zeit ist alles. Go!

Am liebsten würde ich aussteigen, das Schild neu schreiben und die Worte umdrehen: Alles hat Zeit!

Ja, denke ich beim Weiterfahren: Alles hat Zeit! So ein Schild würde mir gut tun!

Oder gleich so, wie es seit Jahrtausenden in der Bibel steht: Alles hat seine Zeit. Leben und Lieben und Lachen, Arbeiten und Ausruhen – alles hat seine Zeit. Gott sei Dank! Und Sprüche am Straßenrand sind nicht für die Ewigkeit bestimmt. 

Jetzt aber: Zeit zum Schlafen!

 

Eine lange und gute Nacht

wünscht Angela Fuhrmann, Ev. Pfarrerin in Gotha


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