10.04.2017
Anders als erwartet

Dass er kam, sah und siegte – das hätten sie sich gewünscht. Aber er tat nicht, was sie sich wünschten. Auch schon in der Zeit davor hatte er sich seltsam verhalten. Hatte ihnen Reden gehalten zum Abschied. Ihnen die Füße gewaschen. Dabei war er doch so großartig. Hatte das Zeug zu einem Führer. Sie wollten ihm weiter folgen, ihm zujubeln. Ein Wort hätte genügt, um zu zeigen, wer hier der Herr im Haus ist.

Nichts davon war geschehen. Er hatte sich abführen, sich mit Spott überschütten lassen. Sie luden ihm das Kreuz auf. Er trug es. Dann hingen sie ihn ans Kreuz. Und er starb. Es war kaum zum Aushalten, die Enttäuschung, die Leere, der Schmerz.
Karfreitag. Es lohnt sich, hinzuschauen. Auf den, der leidet: Jesus. Verraten und verspottet, geschlagen.

Auch ich stehe unter dem Kreuz. Im Ohr die alten Worte:
„Fürwahr, er trug unsre Krankheit und lud auf sich unsre Schmerzen.“
Meine Schmerzen. Hat er auf sich geladen. Das, was ich nicht begreife. Das, was offen geblieben ist. Die Risse in mir, die Risse in dieser Welt. Jesus sieht das. Ich kann alles bei ihm abladen.
Karfreitag heißt: Einer hält den Riss aus. Das ist seine Stärke. Anders als erwartet und doch ein Weg zum Leben.
Stärken auch Sie sich in dieser Nacht – wünscht Ihnen Pfarrerin Dorothee Land von der evangelischen Kirche aus Erfurt.


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