10.08.2023
Auf dem Strom

Im Urlaub bin ich gern am Wasser, am Meer oder an einem Fluss. Wenn ich aufs Wasser blicke, dann fließen meine Gedanken. Ich gewinne Abstand zum Alltag und kann über mein Leben nachdenken. Oder über das von anderen.

Auf einem Schiff in Schweden bin ich Doris begegnet. Sie kommt aus Deutschland und ist mit ihrer Familie vor über 20 Jahren nach Schweden ausgewandert. Ihr Mann hatte dort eine bessere Arbeit gefunden als zuhause. Doris hat sich durchgekämpft, hat zunächst als Putzfrau gearbeitet und nebenbei die Sprache gelernt und sich eingelebt. Jetzt arbeitet sie seit über sieben Jahren auf dem Fahrgastschiff, der „Elfkungen“. Das Schiff trägt die Touristen über den Strom, fährt durch Schleusen und wieder zurück in den Hafen.

Doris kümmert sich derweil ums Essen und die Getränke. Sie fühlt sich wohl bei ihrer Arbeit, hat alles im Griff, ist längst angekommen in der neuen Heimat, spricht aber immer noch gern deutsch. Sie ist dankbar für ihren Weg.

Wasser spritzt vom Bug bis aufs Deck. Der Fahrtwind geht uns durch die Haare. Wir schweigen einen Moment.

„Du lässt mein Leben dahinfahren wie einen Strom.“ Diese alten Worte eines Gebets gehen mir durch den Kopf. Ich bin dankbar, dass Gott mich bewahrt auf meinem Weg, auf dem Wasser und an Land. Hoffentlich auch in dieser Nacht. Das wünsche ich auch Doris und ihnen – Pastorin Katarina Schubert von der evangelischen Kirche in Kamsdorf.


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