09.09.2021
Da kommt wieder die Waschfrau. (Auf Würde achten)

„Da kommt ja wieder die Waschfrau!“ mit diesen Worten wurde eine Bekannte von mir bei der Arbeit begrüßt. Sie ist Pflegefachkraft bei einem ambulanten Dienst. Sie fährt zu den Patienten nach Hause, versorgt sie medizinisch und weil sie auch beim Baden hilft, sagte der Angehörige einer Patientin zu ihr: „Da kommt ja wieder die Waschfrau!“

Vielleicht war es halb als Witz gemeint, aber ich hab‘ mich trotzdem geärgert, als ich das hörte. Und für einen Moment hab‘ ich dem Mann gewünscht, dass er mal niemanden hat, wenn er Hilfe beim Waschen braucht. Ich weiß, so sollte man nicht denken. Aber wieso muss er so abfällig reden? Er kann doch froh sein, dass die Pflegerin ihm die Versorgung seiner Mutter abnimmt. Gut, manche Patienten wollen nicht, dass Angehörige ihnen helfen beim Haarewaschen, Einseifen, Duschen. Und manchmal sind die Verhältnisse zwischen Eltern und Kindern auch so eingefahren, dass es schnell Streit gibt. Umso besser für alle, wenn jemand kommt, der das professionell übernimmt, der auch mit den Patienten spricht und ihnen zuhört. Oder den Kunden vielmehr, das Wort „Patienten“ vermeidet man in der Ambulanz, weil das ihrer Würde gerechter wird. Doch auf die Würde der Pflegenden muss auch jemand achten. Denn aus christlicher Sicht ist das, was sie tun, eine der wichtigsten Aufgaben: für andere sorgen. Ich wünsche mir eine Kultur, in der Pflegende gerne leben und arbeiten. Dazu gehört, dass wir anerkennen, was sie tun und es aufrichtig wertschätzen.

Gute Nacht wünscht Ihnen Milina Reichardt-Hahn, evangelisch und Pfarrerin in Fambach


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