29.03.2021
Dämmt die Empörungswelle ein, verdammt!

Ich glaube, es gibt neben der dritten Welle der Pandemie eine zweite Seuche. Eine hochgradig ansteckende: die Empörungswelle. Sie grassiert auf der Straße und im Internet. Früher hat sie sich vor allem an Personengruppen entfacht wie Politikern oder Migranten, die allein durch ihr Dasein Empörung hervorrufen. Jetzt schwappt die Welle aber von einer Gruppe zur nächsten, auch innerhalb einer Gruppe, einer Partei zum Beispiel, von Jungen zu Alten und wieder zurück. Natürlich: Vieles ist zum Aufregen und zurzeit liegen die Nerven blank bei uns. Nur: Das bloße Geschrei auf der Straße und Aufeinander-Rumhacken im Internet ändern nichts daran. „Hört Euch erstmal richtig zu, bevor Ihr Euch empört!“, will ich da rufen. „Und versucht, wirklich zu verstehen, was der andere meint. Das kann doch nicht so schwer sein!“ Und schwupp, zieht mich die Empörungswelle selber mit. Passiert mir öfter in letzter Zeit. Seit Kurzem versuche ich dann, an Lothar Matthäus zu denken. Der sagte als Kommentator über das Malheur eines Fußballers: „Warum der den Ball so genommen hat, weiß nur er selbst.“ Jeder hat ein Warum für das, was er tut, egal wie verdreht es wirkt. So lässt sich die Empörungswelle eindämmen: Wenn ich, bevor ich schimpfend über den anderen herfalle, wenigstens auf sein Warum warte. Falls es nicht kommt, danach suche oder ihn frage. Umgekehrt will ich schließlich auch, dass man mir zuhört, ohne gleich aufzuschreien. Jesus hat es ganz einfach gesagt: „Wie Ihr wollt, dass Euch die Leute tun sollen, so tut ihnen auch.“ 

Einen klaren Kopf wünscht Ihnen, Milina Reichardt-Hahn, evangelisch und Pfarrerin in Fambach


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