06.11.2018
Demenz

Das Zimmer war sauber, aber Klara fühlte sich trotzdem nicht wohl im Zimmer ihrer Mutter. Sie hatte lange mit sich gekämpft. Mach ich das, mach ich es nicht. Wer gibt schon gern die eigne Mutter ins Heim. Eines Tages hat sie es nicht mehr geschafft. Sie stand im Supermarkt an der Kasse und hat geweint. Sie müssen was machen, hat die Ärztin gesagt. Ich kann das nicht, hat Klara gedacht.

Sie hat ihre Mutter im Rollstuhl durch den Flur gefahren. Wo sind wir, hat die Mutter gefragt? Ich komm gleich wieder, hat Klara gesagt. Jede Woche. Sie kam jede Woche und jede Woche hat Klaras Herz gebrüllt. Aber die Mutter zu Hause lassen, das ging einfach nicht mehr. Letztes Jahr hat die Küche gebrannt.

Seit einem Jahr war Klaras Mutter nun im Heim und noch immer fiel ihr der Weg nach Hause schwer. Mutter, du fehlst mir so sehr.

Sind sie neu hier? Hat Klaras Mutter letzte Woche gefragt? Bringen Sie mir jetzt immer den Kaffee? Sie hat sie angeschaut und ihre Tochter nicht erkannt. Mein Gott, warum und was passiert, wenn man alles vergisst?

Weißt du wieviel Sternlein stehen an dem blauen Himmelszelt? Gott hat einen jeden gezählt. Der da oben vergisst uns schon nicht. Früher hat ihr die Mutter dieses Lied vorgesungen, jetzt war sie es, die dieses Lied an Bett der Mutter sang und sie sang es meistens auch für sich. Jeder Stern war für Klara eine Verheißung. Der da oben vergisst uns schon nicht, der kennt auch dich. Der kennt auch dieses Zimmer, dieses Heim und die Schmerzen, wenn wir nach Hause gehen. Kennt auch dich, egal ob alt oder jung.

Einen Stern in Ihrer Nacht wünscht Ihnen Kristin Jahn, Superintendentin im Kirchenkreis Altenburger Land.


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