02.09.2021
Die drei Schwestern

Eigentlich waren sie zu viert, drei Schwestern und ein Bruder. Der Bruder lebt nun schon nicht mehr. Zum 75. Geburtstag hatte es sich die jüngste Schwester gewünscht: Noch einmal nach Treben bei Altenburg fahren. Dahin, wo sie geboren war und die Familie nach der Flucht aus dem zerstörten Dresden im Sommer 1945 eine zweite Heimat gefunden hatte.

Wenn man älter wird, wendet sich der Blick zurück, zu den Erinnerungen auf das, was geprägt hat.

Als sie damals in Treben ankamen, hatte ihnen zunächst eine Zahnarztfamilie, die der Vater kannte, die Türen geöffnet. Von dort sind sie in eine umgebaute Baracke gezogen, wo die Jüngste geboren wurde. Und schließlich bekamen sie zwei Zimmer im alten Pfarrhaus. Mehrere Jahre haben sie dort zu sechst gelebt.

Nun stehen sie vor dem Pfarrhaus und erinnern sich: an die Kastanie, unter der sie gespielt haben, an den kleinen Teich und die Wiesen, von denen sie das Futter für die Kaninchen holen mussten. Und vor allem an die Menschen in der Kirchengemeinde, die sie herzlich aufgenommen, ihnen wieder ein Zuhause gegeben haben.

Am Taufstein in der Kirche, da wo die jüngste Schwester getauft wurde, spüren sie es: die Dankbarkeit, dass sie ein neues Leben beginnen konnten, mit Gottes Hilfe und weil Menschen da waren, die ihnen Gutes getan haben.

Und so singen sie: „Lobe den Herrn, der künstlich und fein dich bereitet, der dir Gesundheit verliehen, dich freundlich geleitet. In wieviel Not, hat nicht der gnädige Gott, über die Flügel gebreitet.“

Auch in dieser Nacht. Schlafen Sie gut unter Gottes weiten Flügeln! Das wünscht Dorothee Land, evangelisch und aus Erfurt.


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