07.08.2017
Die neuen Leiden des jungen W.

Ihn haben sie berühmt gemacht und ich habe sie als Jugendliche verschlungen „Die neuen Leiden des jungen W.“ Edgar Wiebau, der Held des Buches, verkörperte das Lebensgefühl junger Menschen in den siebziger Jahren der DDR. Mit langen Haaren und dem Traum von einer „echten“ Jeans rebelliert er gegen die hohlen Phrasen des sozialistischen Arbeiter- und Bauernstaates. Die alte abbruchreife Datsche eines Freundes wird für ihn zum Ort der Freiheit. Auf dem Klo der Datsche findet er ein Reclamheftchen mit Goethes „Leiden des jungen Werther“ Nach und nach taucht er ein in diese Welt. Wie Werther verliebt er sich unglücklich in Charli, die schon vergeben ist. Dennoch: Er lernt, auf die Stimme seines Herzens und seiner Lust zu hören, impulsiv zu leben. Und er begreift, dass ohne Schmerz und Verletzlichkeit kein wahrhaftiges Leben sein kann. Er begreift: Wir leben nicht allein für uns selbst, sondern sind unendlich verwoben mit dem, was uns umgibt. Edgar endet wie Werther tragisch. Beim Tüfteln an einem Farbspritzgerät trifft ihn ein Stromschlag.

Heute vor zehn Jahren ist Ulrich Plenzdorf gestorben. Sein Buch ist mir lebendig.

Es ist die Lust zu träumen, die Sehnsucht nach selbstbestimmtem Leben, die Fähigkeit, auf die Stimme des Herzens zu hören.

Träumen sie gut, wünscht Pfarrerin Dorothee Land, evangelisch und aus Erfurt.


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