25.10.2023
Erinnerung ans gemeinsame Essen

Benutzen Sie noch Frühstücksbrettchen? Neulich habe ich eins geschenkt bekommen und musste an früher denken, an Oma und Opa. Bei denen gab’s eine ganze Reihe davon. Ein rundes mit einer Rille entlang dem Rand; ein großes mit Griff hing an der Wand. Und dann die flachen rechteckigen, so oft benutzt, dass man in der Mitte kaum noch was von ihrer Farbe erkennen konnte. Aber die Mahlzeiten waren gemütlich – mit dunklem Brot, etwas Wurst, Käse, Senf und sauren Gurken; immer mit etwa demselben Ablauf. Oma musste Opa das Brot kleinschneiden, weil er nur noch seinen linken Arm hatte. Den rechten hatte er unter Beschuss im Krieg verloren. Mit uns zum Essen tranken die Großeltern manchmal Pils; wir Kinder hatten Tee. Wenn der Tisch abgeräumt war, legte Opa sich direkt auf der Eckbank für ein Nickerchen hin. Was ich damals nie verstanden habe – wie kann man gleich nach dem Essen einschlafen? Woran ich heute aber manchmal sehnsüchtig denke: nach dem Mittag ein Viertelstündchen hinlegen, schön wäre das! Und wie schön erst, nochmal bei den Großeltern in der Küche zu sitzen und versorgt zu werden! „Ich habe mich danach gesehnt, mit euch dieses Mahl zu feiern“, steht auf meinem neuen Brettchen. So hat Jesus das letzte gemeinsame Essen mit seinen Freunden begonnen, kurz bevor er gestorben ist. Intensiv muss das gewesen sein, bedrückend und gleichzeitig lustig. Wie Familienessen sein können. Gibt es eins, nach dem Sie sich sehnen? Wenn ja, laden Sie doch nochmal dazu ein. Mit Brettchen oder Tellern, Hauptsache zusammen.

Guten Abend, sagt Milina Reichardt-Hahn, Pfarrerin in Fambach


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