30.06.2020
Es hat nicht nichts bedeutet

Ein früher verlobtes Paar trifft sich nach Jahren zufällig, beide sind anderweitig verheiratet, doch es knistert wie damals, sie kommen sich näher. Als die Frau ihrem neuen Mann davon erzählt, sagt sie: „Es ist einfach so passiert, aber es hat nichts bedeutet.“ Der Satz, „es hat nichts bedeutet“, fällt öfter mal in solchen Situationen. Er soll beschwichtigen, hilft aber nicht. Es kann sein, nicht nur in solchen Momenten, dass etwas einfach passiert – wenn unsere Gefühle die Oberhand gewinnen etwa. Aber was es wirklich bedeutet, kann in einer solchen Szene nicht nur einer der Partner bestimmen. Die Frau kann höchstens sagen: „Mir hat es nichts bedeutet.“ Für ihren Mann bedeutet die Sache definitiv etwas: Wut, Verletzung, Enttäuschung, Erleichterung. Deshalb wäre am besten, wenn beide klären, welche Folgen es für die Beziehung hat, wenn sie es aushandeln. Das klingt sehr nüchtern und so reden heute viele Menschen von Partnerschaft. Vor gut zwei Jahrzehnten hat sich Heinz Rudolf Kunze noch darüber gewundert. „Was sind das für Menschen, die Beziehungen haben?“, hat er gesungen. „Betrachten die sich denn als Staaten? Sie enden als Diplomaten.“ Von Liebe ist heute wirklich viel seltener die Rede. Dabei geht es doch immer noch darum: Um dies wilde Etwas, das stärker und größer ist als jedes andere Gefühl. Und bei dem natürlich alles, was damit zu tun hat, etwas bedeutet. Weniger leere Worte und mehr starke Gefühle im Leben wünscht Ihnen Milina Reichardt-Hahn, Pfarrerin in Fambach.


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