12.03.2017
Fasten-Schlaf

Schon lange kann er mit der Fastenzeit so, wie er sie als Kind kennengelernt hatte, nichts mehr anfangen. Als Kind gab es in diesen 7 Wochen vor Ostern strenge Speiseregeln: Kein Fleisch, kein Alkohol, nichts Süßes. Da wurde doppelt Wert gelegt auf regelmäßigen Kirchgang, denn Fasten bedeutet eben auch Buße und Umkehr. Eine düstere, ernste Zeit, in seiner Erinnerung.
Verstanden hatte er das als Kind nicht. Wenn es darum ging, sich innerlich auf das Osterfest einzustellen: warum dann diese bedrückende Festvorbereitung?
Wenn Ostern das Fest des Lebens ist, die Auferstehung, der Aufstand des Lebens über den Tod – dann braucht es eine Vorbereitung, die froh macht. Und dem Leben dient.
Dieses Jahr hat er sich entschieden: Er fastet seine Müdigkeit. Die will er gerne loswerden. Und dafür sorgen, dass er mit frischeren Kräften im Leben steht.
Abends beendet er um 22 Uhr das, was er gerade tut. Klappt seinen Laptop zu, schaltet den Fernseher aus, legt die Zeitschrift aus der Hand, und wenn er noch mit anderen unterwegs oder eingeladen ist, hat er es vorher angekündigt. Spätestens um halb elf liegt er im Bett. Blickt zurück auf seinen Tag, dankt seinem Schöpfer dafür und überlässt sich seinem Schlaf.  Deutlich spürt er, wie sehr er Leben gewinnt, auch wenn er gerne noch länger geblieben wäre. Spürt, wie wach er durch die Tage geht, wie viel weniger ihn seine Aufgaben anstrengen, wie offen er sich auf andere Menschen einlassen kann.
Und wie froh ihn diese Fastenzeit macht.
 
Das wünscht auch Ihnen
Pfarrerin Elisabeth Wedding aus Jena.
 


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