15.01.2020
Frei zu glauben

Navid ist 32 Jahre alt.

Seit über einem Jahr lebt er in Deutschland.

Anfang dieses Jahres war es soweit: Navid hat sich taufen lassen.

 

Das war ein langer Weg.

Der hat für ihn schon im Iran begonnen.

Als Christ im Iran zu leben –

das ist lebensgefährlich.

Und irgendwann gab es für Navid keinen anderen Ausweg mehr,

als seine Heimat zu verlassen.

Eine schwere Entscheidung.

Die ganze Familie ist noch im Iran.

Sie wird beobachtet und bedroht.

 

Immer wieder bete ich mit Navid, auch für seine Familie im Iran.

Seinen Glauben lebt er mit großem Ernst.

Jeden Sonntag geht er in die Kirche.

Mit der Bibel in der Hand lernt er den Glauben und die deutsche Sprache.

 

Jetzt ist Navids Antrag auf Asyl endgültig abgelehnt worden.

In der Urteilsbegründung schreibt der Richter:

Es sei nicht klar,

ob er zu Hause im Iran auch unter Lebensgefahr zu seinem Glauben stehen würde.

 

Und ich falle vom Glauben ab.

Von wegen christliches Abendland.

Landesbischof Kramer nennt solche Glaubensprüfungen per Gericht eine Frechheit.

Und ich finde, er hat Recht.

Wut steigt in mir auf.

 

Gott, wie kannst Du das zulassen?

Was ist das für eine Welt,

in der wir andere Menschen für ihren Glauben in den Tod gehen lassen,

in der wir unseren Wohlstand über Menschenleben setzen?

 

Und ich bete weiter.

Für Navid.

Gott, pass gut auf ihn auf.

Behüte Navid auf seinen Wegen.

Halte ihn in deiner Hand.

 

Und bewahre uns, dass uns das Herz nicht hart werde.

 

Betet Pfarrer Ramón Seliger, evangelisch und aus Weimar.


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