25.04.2017
Frieden

Robert Heinemann in Macedonien.
Kurt Weise in der Champagne.
Ludwig Zacher in Ostafrika.
Und Karl Pöpleu an der Nordsee.

Diese Namen und Orten lese ich in der Kirche in Möbisburg. Orte, die an Urlaub erinnern. Frankreich, Macedonien, die Nordsee und Afrika. Der zweite Blick auf die Tafeln macht jedoch deutlich: Das war für die Männer aus Möbisburg alles andere als Urlaub.
„Es starben im Kampf“ lautet die Überschrift. Und es folgen die Namen der Gefallenen des ersten Weltkriegs. An Orten, überall in Europa, ja sogar in Afrika. Und die Sterbedaten. Nicht wenige genau vor 100 Jahren, im Frühjahr 1917. Ich zähle 31 Namen. Auch Brüder darunter, die kurz nacheinander starben.
Die meisten Namen kennt man noch in Möbisburg. Familien, die es bis heute hier gibt. Und ich ahne die Traurigkeit in den Familien. Der Mutter, die ihren Sohn verliert, bricht es das Herz. Die Frau kann den Liebsten nicht mehr in den Arm nehmen. Und das Kind wächst ohne Vater auf.
Fast hundert Jahre sind seit dem vergangen. Die meisten ohne Krieg. Seit zweiundsiebzig Jahren leben wir in Frieden. Mich überkommt tiefe Dankbarkeit. Wie gut, dass wir in Frieden leben.
Das ist Frieden in Möbisburg: Niemanden aus der Familie hergeben müssen. Robert, Ludwig und Karl werden heute ohne Militärdienst groß. Sie bleiben lebendige Söhne ihrer Mütter. Bleiben Ehemänner. Väter. Gott sei Dank. Und Macedonien, Ostafrika und die Nordsee kennen sie nur noch als Urlaubziel.
Eine friedliche Nacht wünscht Ihnen Pfarrer Tobias Schüfer, evangelisch und aus Erfurt.


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