31.05.2023
Für sich allein

Er hat es getan. Er hat einfach aufgehört. Von einem Moment zum anderen. Es war nur die Nachricht, dass der junge Kollege Lungenkrebs bekommen hat. Der sympathische Kerl, mit dem er in den letzten Wochen immer unten unter dem Vordach in der Raucherecke gestandenhat. Da kommt man sich näher. Aber jetzt hat der eine Diagnose und fälltaus. Und er selbst – raucht nun auch schon einige Jahre. Es summiert sich. Oft hatte er es versucht, aufzuhören, aber diese Dinger haben ihn magisch angezogen. Es hat etwas Intimes, sich Feuer zu geben, zu schweigen, an diesem Ding zu ziehen, ein paar Worte zu wechseln. Aberdas so teuer bezahlen zu müssen– das wollte er nicht. Er hat seine Schachtel weggeworfen. Zack, bumm, Deckel zu. Nie wieder.Er hat überlegt, was er stattdessen machen kann. Kleine Pause zwischendurch. Am besten gehen. Erst allein, dann mit dem anderen Kollegen. Nur eine kleine Runde über den Platz. Dann wieder zurück. Reden, auch schweigen. Auch bei Nieselregen. Das hat geholfen.127.000 Menschen sterben pro Jahr an den Folgen des Rauchens, hat er gerade gelesen. Elende Sucht! Sein Kollege hat zwei kleine Kinder. Wir müssen was tun, sagt er sich und dem Team. Es geht nicht nur um uns. Er will den Kollegen zuhause besuchen, den Kindern etwas mitbringen, der Frau. Es trifft ja immer eine Familie. Alle legen zusammen.Keiner lebt für sich allein. Sonst hätte Gott jeden auf eine extra Scholle gesetzt. Hat er aber nicht.Die Disziplin tut ihm gut. Klar kann ich was tun, sagt er sich. Alle können das.

Ulrike Greim, Weimar, Evangelische Kirche


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