29.12.2021
Gastmahle auf Erden

Ich bin ein Gast auf Erden, heißt ein Lied von Paul Gerhardt. Als Pfarrer*innen hören wir das öfter bei traurigen Anlässen. Aber man kann es auch auf Festen singen.

Wir saßen an einem Frühstückstisch, der so voll gedeckt war, dass man die Tischdecke kaum noch gesehen hat. Eine Freundin hatte zu ihrem 69. Geburtstag zwei Ehepaare eingeladen. Vor dem Frühstück hat der Mann der Freundin diesen Vers vorgelesen aus der Bibel: Ich bin ein Gast auf Erden. Dabei schaute ich über den Tisch. Vor mir Lachs und Meerrettich. Wurst und Käse, schön angerichtet mit Radieschen, Quark und Obst, daneben Rührei in der Pfanne. Und ich dachte: Vor so einem Bild hab‘ ich den Satz noch nie gehört.

Ich bin ein Gast auf Erden, heißt auch, dass es mir richtig gutgehen soll. Denn Gästen, die einem lieb sind, serviert man besonders gutes Essen. Man kocht extra ihre Lieblingsspeisen. Und wenn einer überraschend kommt, wird der Likör rausgeholt. Weil vieles einfach noch besser schmeckt, wenn man es mit Menschen teilt, die man mag. Gott mag alle Menschen. Als einer von ihnen – wenn man sich so umsieht oder wenn man sich selbst gut genug kennt – kann man das manchmal kaum glauben. Aber ich bin davon überzeugt: Gott würde jedem das feinste Gastmahl bereiten. Wenn wir das Leben genießen, freut ihn das wie einen Gastgeber, wenn’s seinen Gästen schmeckt. Wir sind Gäste hier und unsere Zeit ist begrenzt, darum gönnen Sie sich was Gutes, empfiehlt Milina Reichardt-Hahn, evangelisch und Pfarrerin in Fambach


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