27.02.2018
Gesetz

Im Lindenau-Museum von Altenburg steht eine Kopie von Michelangelos Mose-Skulptur.

Sie zeigt Mose als alten Mann, mit langem Bart und weitem Gewand. Die Tafeln mit den zehn Geboten hat er zusammengeklappt unterm rechten Arm. Seine linke Hand greift danach, als wöllte er sie wieder lesen, aber sein Blick ist in die Ferne gerichtet. Dieser Mose hört und lauscht auf das, was war und kommt.

Erst habe ich gedacht, Michelangelo hat was falsch gemacht. Denn sonst hält Mose die Tafeln stets aufgeklappt den Leuten vor die Augen, damit jeder die zehn Gebote liest. Aber lesen allein nützt noch nichts. Michelangelo hat das gewusst.

Texte sind nicht wertvoll, weil sie irgendwo stehen. Alles, was für unser Zusammenleben wichtig ist, will immer wieder neu gesehen, gehört und beachtet sein. Das gilt in der Kirche wie im Staat. Bei den zehn Geboten wie beim Grundgesetz. Es reicht nicht aus, zu sagen, dass etwas festgeschrieben ist.

Wir müssen die Tafeln jeden Tag neu aufklappen, auf das Verfasste hören und danach leben, damit es mit der Gemeinschaft gelingt in der Kirche wie im Staat. Wohl dem, der Ohren hat und hören kann, hat Jesus mal gesagt, das ist ein glücklicher Mann. Denn der wird keinen Ärger haben mit Ehebruch, Lügen, Neid und Verrat, sondern zufrieden sein, Tag für Tag.

Eine ruhige Nacht wünscht Ihnen Pfarrerin Kristin Jahn, Superintendentin im Kirchenkreis Altenburg.


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